Frühstück im Asylwerbergasthof.

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St. Pölten/Wien – Die Badezimmer seien verschimmelt, die Waschmaschinen kaputt, die Bettwäsche werde nur einmal monatlich gewechselt, der Aufenthaltsraum und das Betzimmer würden nur im Fall einer Kontrolle geöffnet. Die Verpflegung sei unzureichend, einseitig und ungesund.

So lauteten – wie der STANDARD vor zwei Wochen berichtete – die Schilderungen aus einem im Süden Niederösterreichs gelegenen Gasthof, der Asylwerber in Landesbetreuung versorgt (Name der Redaktion bekannt). Unterstützer hatten eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt geschickt, Mitte November leiteten die zuständigen Landesbehörden Untersuchungen ein.

Unangemeldete Kontrollen möglich

Seit wenigen Tagen nun ermittelt die Volksanwaltschaft von Amts wegen zu besagter Asylwerberunterunterkunft. Das bestätigte eine dortige Sprecherin am Montag dem STANDARD. Die Volksanwaltschaft kann als Kontrollorgan der öffentlichen Verwaltung zum Beispiel Akten anfordern oder dem Gasthof im Rahmen der präventiven Menschenrechtskontrolle unangemeldete Besuche abstatten.

Aufmerksam wurde man auf die Zustände auch beim ORF. Vergangene Woche recherchierte ein Team der Sendung Bürgeranwalt vor Ort – dem Vernehmen nach für eine Sendung über Kontrolldefizite in Asylquartieren, die Ende Dezember ausgestrahlt werden soll.

Eintönig und ungesund

Im Mittelpunkt der Kritik dürfte dabei unter anderem das Essen stehen. Laut Sachverhaltsdarstellung erhalten die Asylwerber etwa zum Frühstück zwei Semmeln, ein Portionspäckchen Marmelade und einen Teebeutel pro Person, Tag für Tag, ohne Abwechslung. Bewohner berichteten zudem von überwürzten, extrem scharfen Speisen unterschiedlichster Qualität zu Mittag sowie von karg gehaltenen Abendmahlzeiten.

Das Problem sei, dass die Asylwerber, die an barem nur 40 Euro Taschengeld pro Monat und Person erhalten, auf die Verköstigung im Haus angewiesen seien, sagt dazu die Flüchtlingshelferin Birgit Pinz. Manche Untergebrachte hätten von Hunger berichtet. Zwar habe sich die Qualität der Mahlzeiten in den vergangenen zwei Wochen verbessert: "Das Essen ist nicht mehr ganz so scharf". Aber die grundsätzlichen Probleme blieben bestehen.

Derzeit nur vier Bewohner

In dem Gasthof leben derzeit indes nur mehr vier Asylwerber. Sechs Personen, darunter eine Familie mit zwei Kindern, wurden vom Land in der Zwischenzeit in andere Quartiere verlegt. (Irene Brickner, 27.11.2018)