Vor diesen Darstellungen grausiger Dämonen und gar des Teufels selbst verblassen selbst die fantastischsten Halloween-Kostüme zu müden Rohrkrepierern. Da haben sogar Freddy Krueger mit seinen klingenbestückten Händen und Michael Myers in seiner weiß lackierten William Shatner Maske das Nachsehen.

Die ultimative Sammlung schauriger Gestalten findet sich nämlich in einer Abhandlung über Dämonen, die den hübschen Titel Compendium rarissimum totius Artis Magicae sistematisatae per celeberrimos Artis hujus Magistros. Anno 1057. Noli me tangere trägt.

Also bietet das Werk in etwa eine Zusammenfassung der gesamten magischen Kunst der berühmtesten Meister. Datiert hat der Verfasser des Buches sein Werk auf das Jahr 1057, entstanden dürfte es tatsächlich aber vermutlich erst um 1775 sein. Ganz so, als ob der Schreiber möglichst viele Jahrhunderte zwischen sich und den gar grausigen Darstellungen bringen wollte. Als Warnung für die geneigte Leserin und den gottesfürchtigen Leser steht daher auch gleich im Titel: Noli me tangere – rühr mich nicht an!

Rühr mich nicht an!
Foto: Wellcome Library/Public Domain

Der Inhalt des Buches wird dominiert von detailreichen Aquarellen, die unterschiedliche Dämonen und sogar den leibhaftigen Teufel bei ihren alltäglichen Aktivitäten zeigen: menschliche Beine werden genüsslich verspeist, Skelette speien Feuer, böse Buben, die nach Schätzen graben, werden bestraft. Ganz normaler Alltag eben. Und es wimmelt von Schlangen, Schlangen überall. Leserinnen und Leser, die unter Herpetophobie leiden, seien hiermit gewarnt!

Mitunter regt das eine oder andere Bild aber auch zum Schmunzeln an. Vorm Beelzebub mit seinen langen Hasenohren mag man sich kaum fürchten und auch dem "Obersten der bösen Geister" kann man mit seiner Kochmütze und der dekorativen Kette aus roten Perlen, die aus seinem erigierten Penis tritt, nicht wirklich böse sein, auch wenn auf seiner Lanze ein bluttriefendes Stück Fleisch steckt, das man sofort am Gartengriller zu einem saftigen Steak weiterverarbeiten könnte.

Der Fürst der Finsternis knabbert an einem Beinchen.
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Es grüßen die Skelette.
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Wir bitten zum Tanz.
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So erscheint der Beelzebub: Hasenohren und Vogelbeine.
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Es geht den Schatzgräbern an den Kragen!
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Der Tod kommt zu Pferde.
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Ein wenig Zauberei mit Fackel und vollstem Brusteinsatz.
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So erscheint Asmodai.
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So sieht er also aus – der Oberste der bösen Geister!
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Ein fescher Dämon mit Leoparden-Umhang bewacht den Eingang zum Fegefeuer.
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Der personifizierte Neid.
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Wamidal gebiert Dämonen.
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Die Furien der Hölle beim lustigen Fackellauf.
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So merkwürdig kann ein Dämon sein.
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Dresscode für erfolgreiche Geister- und Dämonenbeschwörung
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Insgesamt bietet der Band einen gelungenen Überblick über eine Vielzahl von Dämonen und Monstern. Das Buch ist wohl auch ein Wink mit dem Zaunpfahl, den Pfad des gottgefälligen Lebens nicht zu verlassen, da abseits des Weges grauenvolle Gefahren drohen, die unweigerlich in den Untergang führen. Bewundernswert auf jeden Fall die Erfindungskraft des unbekannten Verfassers, der in den bunten Aquarellen die auftretenden Monstren mit faszinierenden Details ausstattet.

Wem jetzt noch nicht der Mut verlassen hat, der findet das gesamte Werk in der Wellcome Library zum Nachblättern: Kompendium der Dämonologie. (Kurt Tutschek, 28.11.2018)

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