Egal ob der eigenen Kreativität freier Lauf gelassen wird oder Vorlagen aus dem Netz geholt werden: Bevor der 3D-Drucker arbeiten kann, brauchte er eine Druckvorlage.

Foto: Paul Bauer

Wie eine Miniatur einer alten Industriehalle mit klassischem Säbelzahndach präsentiert sich das Techlab im Technischen Museum. Im Inneren gibt es Industrie 4.0 zum Ausprobieren. Neben Computerarbeitsplätzen zum Planen stehen unter anderem ein 3D-Drucker, ein Laser- und ein Vinylcutter zur Verfügung. Quasi zum Aufwärmen kann mit farbcodierten kleinen Robotern, sogenannten Ozobots, experimentiert werden.

Dann geht es weiter zu den Computerarbeitsplätzen. Dort können sowohl eigene Dinge entworfen und geplant als auch auf Vorlagen aus dem Netz zugegriffen werden. Die computergesteuerten Produktionswerkzeuge machen dann den Rest. Eine verzierte Blumenvase aus dem 3D-Drucker ist beispielsweise in sechs Stunden fertig. Der Vinylcutter schneidet Motive in wenigen Minuten aus. Ganz ohne Handarbeit geht es aber nicht. Denn die überschüssige Folie kann nur per Hand entfernt werden. Dafür können die Motive dann gleich auf Taschen oder T-Shirts gepresst werden. Was man in mühsamer Feinarbeit mit einer Laubsäge ausschneidet, schafft der Lasercutter im Handumdrehen und millimetergenau. Das Zusammenbauen der Bauteile ist dann meist ein Kinderspiel.

Keine Berührungsängste

"Mit dem Techlab wollten wir ein niederschwelliges Angebot für unsere Besucher schaffen, sich mit den Möglichkeiten des technologischen Fortschritts auseinanderzusetzen", sagt Elisabeth Limbeck-Lilienau, Leiterin der Sonderausstellungen im Technischen Museum.

Zwei Explainer stehen bei Fragen zur Verfügung. Da Open-Source-Software zum Einsatz kommt, kann sich jeder diese am eigenen Computer installieren und so an seinem Projekt weiterarbeiten. Zum Ausdrucken oder Cutten kann er wieder ins Techlab des Museums kommen. Von Donnerstag bis Sonntag ist das Lab nachmittags für Besucher ab zwölf Jahren (oder ab acht mit Begleitperson) offen, die Vormittage werden für Workshops genutzt. "Besucher können schon mit eigenen Ideen kommen, es kann aber auch zum einfachen Kennenlernen und Ausprobieren der neuen Werkzeuge genutzt werden", sagt Limbeck-Lilienau. Im Lab gestartete Projekte sollen jedenfalls auch abgeschlossen werden, mehrmaliges Arbeiten im Techlab sei ausdrücklich erwünscht.

Das Techlab ist aber nur ein Teil der aktuellen Ausstellung Arbeit & Produktion. weiter_gedacht.Daneben gibt es noch die Bereiche "In Produktion" und "In Arbeit". Während das Techlab und der Bereich "In Arbeit" Dauereinrichtungen des Technischen Museums bleiben, wird der Bereich "In Produktion" in zwei Jahren dem letzten Teil der Ausstellungstrilogie weiter_gedacht weichen. Für diese Trilogie wurde in der Haupthalle ein vierstöckiger Turm eingebaut, der sich aktuell in neun Kapiteln der industriellen Produktion und den damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt widmet. Prosumer, digitaler Zwilling oder Losgröße 1 sind nur ein paar Stichworte, die in der Industrie bereits gang und gäbe sind.

Neue Berufe

Daneben kann man Robotern beim Scannen von Bauteilen oder Ordnen von Medikamenten in einem Lager zuschauen. Auch Materialforschung wird thematisiert, etwa wie sich die Materialeigenschaft einer im 3D-Druck hergestellten Metallkugel im Vergleich zu einer konventionell produzierten Kugel verändert oder wie Essigsäurebakterien den robusten Werkstoff Nanocellulose herstellen. Es geht aber auch darum, wie die Arbeit zwischen Mensch und Maschine funktioniert – von einer pneumatischen Roboterhaut bis zu Cobots, einem kollaborativen Roboter, wie ein Blick in die Zukunft zeigt. Darüber hinaus werden neue Berufsbilder an der Schnittstelle der Digitalisierung wie Data-Scientist, Personalentwickler oder Crowdworker ihren historischen Vorläufern gegenübergestellt.

Bereits seit 2011 gibt es den Bereich "In Arbeit". Für den aktuellen Schwerpunkt wurde er erweitert und aktualisiert. Exemplarisch werden dort acht Berufe wie Buchdrucker, Apotheker oder Tischler in ihrer historischen Entwicklung anhand von Werkzeugen und anderen Exponaten gezeigt. Der Blick in die Zukunft darf auch hier nicht fehlen. Die Besucher können abstimmen, ob Globalisierungsphilosoph/ -ethiker, Vergessenschirurg, Klonzüchter oder Urban Agriculturist künftige Berufe sein werden und ob diese Berufsbilder positive Auswirkungen auf unser Leben haben. (Gudrun Ostermann, 28.11.2018)