Am Problem Gibraltar könnten die Brexit-Gespräche scheitern – zumindest droht Madrid damit.

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So mancher mag sich nach den Gründen für die Haltung der spanischen Regierung von Premier Pedro Sánchez in Sachen Brexit-Abkommen fragen. Droht der Sozialist mit einem Veto, weil er zu Hause mit seiner Minderheitsregierung kaum einen Fuß auf den Boden bekommt? Nein, so naheliegend dies auch scheint, Sánchez macht keine Innenpolitik in Brüssel. Was er macht, hat nur einen Grund: das ewige Spanien.

Wenn er im Zusammenhang mit Gibraltar vom "Wesen unserer Nation" redet, ist dies auch so gemeint. Es gibt in Spanien Tabuthemen, an denen – zumindest bei den großen Parteien – keiner rütteln kann, darf und will. Der Anspruch auf Gibraltar gehört ebenso dazu wie die Verteidigung der Monarchie und der nationalen Einheit Spaniens.

Madrid redet nie mit den Llanitos, wie die Einwohner Gibraltars genannt werden, sondern nur über sie. Von 1969 bis 1985 war "der Zaun", wie die Spanier das nennen, was sie als Grenze nicht anerkennen, gar geschlossen. Die Llanitos konnten nur übers Meer oder per Flugzeug ausreisen. Seither wollen sie von Spanien nichts mehr wissen.

Es sind diese ewigen Werte, die in Madrid oft die Politik erschweren. Nur wer dies versteht, begreift letztendlich auch, warum Madrid keine Lösung für einen anderen Konflikt findet, nämlich den um die Unabhängigkeit Kataloniens. Einem Referendum in beiderseitigem Einverständnis steht ebenfalls das ewige Spanien im Weg. (Reiner Wandler, 22.11.2018)