Werner Kogler im "Report"-Studio: ein Wechselbad der Gefühle.

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Werner Kogler hat genug. Und er ist motiviert. Und er ist ein bisschen grantig. Und er ist zu Späßen aufgelegt. Der grüne Bundessprecher nimmt ein Wechselbad der Gefühle – als Interviewpartner von Susanne Schnabl am Dienstagabend im "Report"-Studio. Die Zuschauer dürfen dabei gleich mitmachen beim Emotionskneippen, denn Koglers ungeschminkte Rhetorik ist erfrischend, aber zeitweise auch recht anstrengend.

Bundessprecher der Grünen, Werner Kogler, soll für die Partei noch einmal richtig durchstarten. Er zieht im Gespräch auch einen Vergleich zu den deutschen Grünen.
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Sein hocherfolgreicher Kollege Robert Habeck in Deutschland? Der sei "eh super", aber "ja auch schon seit 20 Jahren in der Politik", rechtfertigt Kogler, dass die Grünen in Österreich keinen Frischgefangten an der Spitze haben, sondern eben ihn: "Was wollen wir denn?" Die 99 Prozent, mit denen ihn die grüne Basis zum Chef gewählt hat, seien "eh schon peinlich", führt der Parteichef Schmäh.

Nur Sekunden später zeigt Kogler dann wieder keinerlei Bemühungen, zu verheimlichen, wenn Schnabls Fragen sein Nervenkostüm strapazieren. Bei der Frage nach dem erhobenen Zeigefinger, den die Grünen ablegen wollen, überkommt ihn der Ärger. "Ich kenn das ja alles", Kogler selbst will den Finger aber stets gesenkt gehalten haben.

Der Mann, der die Grünen aus der Versenkung retten soll, hinterlässt insgesamt den Eindruck, er würde nicht viel von den Konventionen des TV-Interviews halten. Das ist jedenfalls unterhaltsam.

Dass der Klimawandel Druck für notwendige Innovationen mache, erklärt Kogler so: "Glauben Sie, die Steinzeit ist deswegen zu Ende gegangen, weil denen die Steine ausgegangen sind?" Bei aller Abgeklärtheit ist der Grünen-Chef ganz offensichtlich noch Politprofi genug für einen gut einstudierten Witz. (Sebastian Fellner, 21.11.2018)