Es waren Firmen wie Palm und Psion, die einst Tech-Enthusiasten und Geschäftsreisende mit enorm kleinen Computern versorgten, die dank integrierter Tastatur auch unterwegs die Arbeit an elektronischen Dokumenten erlaubten. Den oft mit proprietären Systemen ausgestatteten Geräten folgten schließlich Netbooks, meist mit Windows ausgestattete Mini-Laptops mit Einsteiger-Prozessoren. Für relativ niedrige Preise erhielt nun auch die Masse ein Werkzeug für Uni-Mitschriften oder Multimedia-Zwecke.

Doch auch sie hielten sich nicht. Denn auch größere Laptops, die deutlich mehr Leistung bieten, wurden günstiger. Einen Teil der Aufgaben übernahmen auch Smartphones und Tablets. Nach Jahren in der Versenkung feiern die Mini-Rechner nun allerdings ein leises Comeback. Per Crowdfunding ermöglichen Nutzer die Umsetzung, die auf traditionellem Wege kaum möglich wäre.

Pyra: Handheld-Konsole trifft Mini-Laptop.
Foto: OpenPandora

Gaming-Handhelds als Vorreiter

Die Genese dieser Rückkehr ist spannend. Denn hier spielt Gaming eine wesentliche Rolle, obwohl Netbooks nie für ihre Spieletauglichkeit bekannt waren. Zu nennen wäre etwa die Handheld-Konsole Open Pandora. Sie vereint, ebenso wie ihr kommender Nachfolger Pyra, einen kleinen Linux-Rechner mit Controller-Steuerung und Tastatur.

Neben emulierten Konsolenklassikern lassen sich freilich auch Homebrew-Games darauf spielen. Der ästhetische Hybrid aus kleinem Laptop und Nintendo DS kann freilich auch fürs Internetsurfen, Videoschauen und eben einfache Arbeiten verwendet werden.

GPD Win und GPD Pocket

In diese Kerbe stößt auch der GPD Win aus Hongkong, der mittlerweile in seine zweite Generation geht. Das Prinzip ist hier im Kern das gleiche, jedoch mehr auf den Mainstream abgestimmt. Statt einem ARM-Prozessor kommt Einsteigerhardware von Intel zum Einsatz. Vorinstalliert ist Windows 10. Rund 720.000 Dollar kamen für den Siebenzöller auf der Crowdfundingplattform Indiegogo zusammen.

Der GPD Win 2 neben einem Macbook.
Foto: GPD

Der Erfolg des Erstlings inspirierte den Hersteller dazu, auch ein auf den allgemeinen Einsatz getrimmtes Gerät zu entwickeln. Es wurde Anfang 2017 als GPD Pocket präsentiert. Mit dabei: Eine größere Tastatur, ein Trackball und mehr Anschlüsse. Dazu wurde auch angeboten, die Linux-Distribution Ubuntu statt Windows vorzuinstallieren. Mehr als 3,5 Millionen Dollar konnte man dafür sammeln.

Erfolgreich schlugen sich auch die zwei Nachfolger. Die Finanzierungskampagne für den GPD Win 2 nahm Ende März diesen Jahres mit 2,7 Millionen Dollar fast das Vierfache des Erstlings ein, trotz deutlich höheren Preises. Die Auslieferung hat mittlerweile begonnen. Und im September wurde der GPD Pocket 2 mit 1,9 Millionen Dollar finanziert, auch hier ist die Auslieferung laut Herstellerupdates bereits angelaufen.

Gemini und Onemix Yoga

GPD ist aber nicht alleine in diesem Marktsegment. An einem Nachfolger für PDAs und Netbooks werkt man auch beim britischen Unternehmen Planet Computers. Der Gemini läuft primär mit einer eigenen Android-Adaption, aber auch ein klassisches Linux-System soll sich starten lassen. Er soll sich via Sprachassistent gut steuern lassen und als kompakte Arbeitsmaschine mit Sechs-Zoll-Bildschirm glänzen.

Der Gemini setzt auf Dualboot zwischen Android und traditionellem Linux.
Foto: Planet computers

Ein Versprechen, das offenbar vielen gefiel, denn fast 2,5 Millionen Dollar konnte man im April 2017 per Crowdfunding erwirtschaften. Im Mai diesen Jahres startete die Auslieferung. Mit dem Cosmo Communicator, der das ganze Konzept mit einem Smartphone verbinden will, plant man schon das nächste Gerät. Das Finanzierungsziel hat man bereits geschafft, rund zwei Wochen vor Kampagnenende steht man bei 770.000 Dollar.

Mit klassischem Online-Verkauf statt Crowdfunding probiert es das chinesische Unternehmen Onemix. Der Mini-Laptop Yoga Pocket ähnelt dem GPD Pocket. Allerdings erlaubt das Scharnier das fast komplette Umklappen des Geräts und das Touchdisplay mit sieben Zoll unterstützt auch Touch- und Stifteingabe. Wie viel Geld der Hersteller mit dem Gerät einnehmen konnte, ist nicht bekannt. Der Erfolg scheint aber da zu sein. Kürzlich wurde die zweite Generation vorgestellt.

Der Onemix Yoga Pocker 2 vereint PDA und ein Display mit Stifteingabe.
Foto: Onemix

Vom Mainstream noch unbeachtet

Es sind kleine, weitgehend unbekannte Firmen, die den Bedarf für kleine All-in-One-Rechner wiederentdeckt haben. Von den Mainstream-Herstellern wird der Bereich ziemlich vernachlässigt, wenn man von ein paar kleinen Windows-Tablets absieht, die sich mit einer Tastatur ergänzen lassen. Notebooks mit Bildschirmdiagonalen von zehn Zoll oder weniger existieren praktisch nicht mehr, wie etwa ein Blick in die Datenbank der Preisvergleichsplattform Geizhals zeigt.

Die kommenden Jahre könnten das aber ändern. Microsoft hat Windows 10 für ARM-Rechner umgesetzt und Qualcomms kommenden Snapdragon-Prozessoren wird einiges zugetraut. Auch Intels Einsteiger-Plattformen machen weiter Fortschritte. Das bedeutet weniger Kompromisse trotz kompakter Bauweise und könnte auch kleinere Formfaktoren wieder attraktiver machen. (gpi, 19.11.2018)