Der nordkoreanische Soldat Oh hatte am Tag seiner Flucht getrunken. Wie sich nun herausstellte, ist er der Sohn eines Generals. Er spricht von fehlender Loyalität zu Kim Jong-un in Nordkorea.

Pjöngjang/Seoul – Ein nordkoreanischer Soldat, der im vergangenen Jahr in einer dramatischen Aktion in den Süden geflohen war, ist einem Medienbericht zufolge der Sohn eines Generals. Bei dem Überläufer handle es sich um den 25-jährigen Oh Chong-song, Sohn eines Generalmajors der nordkoreanischen Armee, berichtete die japanische Zeitung "Sankei Shimbun".

Im Interview mit der Zeitung sagte Oh, die meisten Nordkoreaner seines Alters fühlten keine Loyalität gegenüber Machthaber Kim Jong-un. "Geschätzte 80 Prozent meiner Generation sind gleichgültig und haben keine Loyalität", sagte der 25-Jährige. Fehlendes Interesse und mangelnde Verbundenheit seien normal, "weil das Erbschaftssystem als gegeben angesehen wird, unabhängig von seiner Unfähigkeit, die Menschen zu versorgen". Oh bestritt südkoreanische Medienberichte, wonach er im Norden wegen Mordes gesucht wird.

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Ohs Flucht beim Grenzort Panmunjom hatte im vergangenen November für Aufsehen gesorgt. Bilder einer Überwachungskamera zeigten, wie seine nordkoreanischen Kameraden ihn bis über die militärische Demarkationslinie verfolgten und auf ihn schossen. Drei südkoreanische Soldaten zogen den Verletzten schließlich auf die südliche Seite.

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Laut "Sankei Shimbun" hatte Oh am Tag seiner Flucht getrunken. Auf dem Weg zurück zu seinem Posten sei er durch einen Kontrollpunkt gerast und habe dann entschieden weiterzufahren. "Ich hatte Angst, ich könnte hingerichtet werden, falls ich zurückgehe, also überquerte ich die Grenze", wurde der ehemalige Soldat zitiert. Der Zeitung zufolge haben japanische Geheimdienstvertreter Ohs Identität bestätigt.

Es kommt sehr selten vor, dass nordkoreanische Soldaten in Panmunjom nach Südkorea überlaufen. Es ist der einzige Grenzabschnitt, an dem sich Soldaten beider Länder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Im Zuge der jüngsten Annäherungen zwischen Nord- und Südkorea sollen die Soldaten beider Seiten in Panmunjom entwaffnet werden. (APA, 19.11.2018)