Freizeit- und Wellnesseinrichtungen, Gastronomie, Hotels, eine Indoor-Skihalle – und auch das eine oder andere Geschäftslokal: Was der britische Entwickler Intu an der spanischen Costa del Sol plant, ist mehr als ein Shoppingparadies. Es sieht auf dieser aktuellen Visualisierung schon mehr nach einem Freizeitpark aus. Mit 230.000 m² Bruttogeschoßfläche, 10.000 Parkplätzen und 450 Shops sind die Dimensionen des Projekts jedenfalls beeindruckend. 2021 will man die Tore öffnen, Intu rechnet mit 23 Millionen Besuchern jährlich.

Visualisierung: intu

Schuhe, Gewand, Bücher: Das kaufen viele Menschen heute lieber bequem von zu Hause aus ein als im Geschäft. Das tut dem stationären Handel weh. Wie sich dieser gegen die Onlinekonkurrenz und für die Zukunft rüsten kann, war heuer wieder ganz großes Thema auf der internationalen Retailimmobilienmesse Mapic, die vor wenigen Tagen mit rund 8600 Besuchern in Cannes über die Bühne ging.

"Die Phase der Ratlosigkeit ist definitiv vorüber", resümierte Jörg Bitzer, Einzelhandelsspezialist bei EHL Immobilien, in einer Aussendung. In Cannes seien zahlreiche neue Ansätze präsentiert worden, etwa was das Entertainment- und Serviceangebot in Einkaufszentren betrifft. "Insgesamt überwiegt ein realistischer Blick in die Zukunft."

Make-Up-Spiegel in Geschäften

Auch beim Immobiliendienstleister CBRE: Das Unternehmen präsentierte in Cannes die Ergebnisse einer Untersuchung, die in den sechs großen Einzelhandelsmärkten China, Amerika, Spanien, Deutschland, Italien und Großbritannien durchgeführt wurde. Das Ergebnis: Die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen wird in den nächsten fünf Jahren – zumindest in diesen Märkten – beispielsweise in den Sparten Gesundheit und Schönheit deutlich steigen. "Durch die Selfiemania will man immer schön aussehen", sagt Walter Wölfler, Retailexperte bei CBRE.

Der Trend werde auch durch neue Technologien und Innovationen begünstigt. Intelligente Spiegel für Mode oder Make-up würden beispielsweise schon bald zur SStandardausstattung gehören. Damit werden Kundinnen künftig schon vor dem Kauf feststellen können, ob ihnen der Lippenstift passt. "Dadurch wird ein Erlebnis geschaffen, das die Kunden in den Shop zieht", so Wölfler.

Lama-Parks und Gokartbahnen

Das "Retailment", der Mix aus Retail und Entertainment, ist laut Branchenkennern der Trend der Zukunft. Daher wird in vielen Einkaufszentren schon heute auf ein breites gastronomisches Angebot und Entertainment gesetzt. Für den EHL-Experten Bitzer sollten in das Einkaufscenter der Zukunft auch vermehrt "interaktive Orte" wie Sprachschulen, Sportstätten, Schwimmbäder und Gokartbahnen Einzug halten. Selbst ein Lama-Park "für beruhigende Streichelpausen zwischendurch" ist für Bitzer möglich. Hierfür seien aber meist bauliche Adaptierungen notwendig, die langfristige Perspektive potenzieller Mieter sollte daher überprüft werden.

Die Mieteinheiten dürften indes schrumpfen, Filialen zu "Schaufenstern" fürs Onlineshopping werden und innovativere Konzepte Einzug halten.

Geschäftsflächen, darin war man sich in Cannes einig, wird es auch in Zukunft geben. Einfach werden die kommenden Jahre für Investoren und Entwickler aber nicht, so Bitzer.

"Der Handel befindet sich in einem Transformationsprozess, der eben erst begonnen hat", sagt auch Wölfler. Wohin die Reise geht, ist offen. (zof, 16.11.2018)