Gerade wenn man teambasierte Online-Games spielt, ist die Verwendung eines Headsets unverzichtbar. Egal ob Counter-Strike, League of Legends oder PUBG: Gute Kommunikation macht oft den Unterschied zwischen Erfolg und Pleite.

Doch nach einiger Zeit sorgen praktisch alle Over-Ear-Kopfhörer für wortwörtlich heiße Ohren. Ein Problem, dessen Lösung sich HP nun annimmt. Unter der Gaming-Marke Omen hat man ein Headset namens Mindframe an den Start gebracht, mit denen die Hörorgane wohltemperiert bleiben sollen. Mit einer Preisempfehlung von 200 Euro lässt man sich den Luxus aber einiges kosten. Der STANDARD hat sich mit dem "coolen" Headset in hitzige Gefechte gewagt.

Ein Werbeclip zum Omen Mindframe.
HP Deutschland

Design und Verarbeitung

Dass es sich um Gaming-Zubehör handelt, ist auf den ersten Blick klar – auch wenn sich das Mindframe dezenter gibt, als so manches andere Hörequipment für die spieleversessene Zielgruppe. Die "Frostcap"-Peltier-Elemente sind außen von einem Leuchtstreifen umrandet, dessen Farbe und Intensität sich über die zugehörige Software regeln lassen – wenn auch nicht besonders genau. Das Kabel in einschlägigem feuerrot ist gut sichtbar über den Tragebügel aus solidem Kunststoff geführt. Generell wirkt das Headset gut verarbeitet.

Rund 480 Gramm wiegt das Gesamtpaket. Dass es damit definitiv zu den schwereren Headsets zählt, ist nicht zuletzt der Kühlung zu verdanken. Tragen lässt es sich trotzdem komfortabel, die Schaumpolsterung der Kopfhörer fühlt sich angenehm an.

Foto: derStandard.at/Pichler

Ordentliche Kühllösung

An den Rechner angeschlossen wird das Omen Mindframe über einen USB-Port, wobei ein Anschluss mit USB 2.0-Support ausreicht. Es fungiert auch Soundkarte mit virtuellem 7.1-Raumklang. Deaktivieren lässt sich die Surroundfunktion nicht. Wer systemseitig schon eine Softwarelösung (etwa von Razer oder Dolby) verwendet, sollte diese also ausschalten.

Die Kühlung läuft nach Anschluss des Headsets bzw. Inbetriebnahme des Rechners von selbst an und arbeitet praktisch lautlos. Sie lässt sich, wiederum nur per Software, in drei Stufen regulieren, wobei zu empfehlen ist, sie bei üblicher Zimmertemperatur von 20 bis 23 Grad auf maximaler Stufe zu belassen. Bis die maximale Kühlleistung erreicht ist, vergehen einige Minuten.

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Auf der Innenseite der Kopfhörer liegt die Oberflächentemperatur direkt über den Peltier-Elementen bei rund 15 Grad Celsius. Beim Tragen befinden sie sich ein bis zwei Zentimeter vom Ohr entfernt. Die Luft dazwischen wurde im Test auch über längere Tragedauer recht konstant bei 19 bis 20 Grad gehalten. Die Bepolsterung erwärmt sich auf bis zu 24 Grad.

Gesundheitliche Aspekte

Was sich angenehm anfühlt, ist hier auch gesundheitlich unbedenklich. Der renommierte österreichische HNO-Experte Christoph Arnoldner – er ist stellvertretender Leiter der HNO-Klinik der MedUni Wien – sieht kein Risiko durch das erreichte Temperaturniveau, auch nicht über mehrere Stunden. Temperaturen unter 19 Grad könnten jedoch Verkühlungen und Entzündungen für empfindlichere Menschen begünstigen. Entsprechendes wird unter Forschern diskutiert, ein klarer wissenschaftlicher Beleg fehlt allerdings bis dato.

Sehr wohl zum Problem werden könnte aber die geringe Luftzufuhr. Beim Omen Mindrame handelt es sich um ein geschlossenes System, Frischluft dringt also allenfalls in geringem Volumen durch die Ohrpolsterung. "Insbesondere wenn wir schwitzen kann sich so eine Art ‚feuchte Kammer‘ bilden, die für Bakterien einen Brutkasten darstellt, in dem sie sich leicht vermehren können", erläutert Arnoldner. Auch das kann Entzündungen nach sich ziehen. Folglich ist es ratsam, das Headset regelmäßig kurz abzunehmen.

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Gute Abschottung, mäßiger Sound

Die Bauart hat freilich wie bei anderen geschlossenen Hörern den Vorteil, dass man sich gut von seiner Umgebung abschotten kann, weil nur wenig Lärm durchdringt. Das erleichtert auch eine Beurteilung des Klangbilds des Mindframe. Und ausgerechnet hier trübt sich der bisher sehr gute Eindruck.

Exzellente Soundqualität mit knackigen Bässen dank der 40mm-Neodymtreiber verspricht HP. Tatsächlich sind die Bässe der einzige Teil des Spektrums, in dem das Gerät seiner Preiskategorie halbwegs gerecht wird. Im Mittelbereich und hohen Tonlagen fehlt der Wiedergabe die Klarheit, um etwa mit anderen Geräten in ähnlichen Preisbereichen mitzuhalten. Teilweise gibt es 30-Euro-USB-Headsets, die – wenn auch bei klar schlechterem Tragekomfort – gleich gut klingen. Immerhin: Das Verorten von Gegnern anhand des Raumklangs funktioniert gut.

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Mikrofon überzeugt nicht

Auch das Mikrofon spielt nicht in der Liga mit, in der man es erwarten würde. Die eigene Stimme wird untermalt von leichtem Rauschen und einer Verzerrung zu Lasten tieferer Tonfrequenzen. Man ist zwar laut und klar verständlich, für Streamen oder Soundaufnahmen sollte man aber zu anderen Lösungen greifen.

Was die Bedienung angeht, verzichtet HP beim Mindframe auf eine Fernbedienung am Kabel. Die Lautstärke wird über ein Rad am rechten Ohrhörer gesteuert. Um das Mikrofon schnell stumm zu schalten, muss man es nach oben klappen. Das sorgt für mechanische Abnutzung, wo sie nicht nötig wäre. Es gibt einen Popschutz, der auf das Mikro gesteckt werden kann. Dieser verschiebt sich aber recht leicht.

Das Omen Command Center, mit dem auch andere Geräte der Reihe konfiguriert werden können, wirkt ein wenig überfrachtet, so wie viele andere Tools für Gaming-Hardware auch. Die Einstellungen für Beleuchtung und Kühlung sind aber schnell zu finden.

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Fazit

Mit den "Frostcaps" bietet das HP Omen Mindfrage-Headset für Gamer eine innovative Lösung zur Kühlung des äußeren Ohrbereichs. Und diese Lösung arbeitet zuverlässig und arbeitet in einem gesundheitlich unbedenklichen Temperaturbereich. Auch bei der Verarbeitung und dem Tragekomfort macht HP alles richtig. Das Headset sitzt gut und drückt trotz seines relativ hohen Gewichts nicht.

Leider schwächelt das Gerät beim elementarsten Aspekt seiner Daseinsberechitung: dem Sound. Der guten Surround-Richtungsanzeige und brauchbaren Basswiedergabe stehen undeutliche Mitteltöne und Höhen gegenüber. Auch das Mikrofon ist in dieser Preisklasse nicht konkurrenzfähig. Dementsprechend muss man wohl auf einen Nachfolger hoffen, der die wohlige Temperierung mit angemessener Akustik verbindet. (Georg Pichler, 24.11.2018)