Eine von 15 Millionen Singles, die Opus verkauft haben. Die meisten davon wegen dieses Lieds: Live is Life.

An die 150 Coverversionen soll es geben. Zumindest behauptet das Ewald Pfleger, und der dürfte es wissen. Immerhin hat er Live Is Life geschrieben und damit einen der erfolgreichsten Songs der heimischen Popgeschichte verfasst. "Na na na na na …", den. Mit dem so simplen wie eingängigen Stück wurde die steirische Band Opus eine der wichtigsten und erfolgreichsten des Genres Austropop.

Ihr Name soll einem Schullexikon entnommen worden sein, seit 1973 besteht die Gruppe. Begonnen hat sie als Coverband einschlägiger Titel von Deep Purple oder Colloseum, den Sänger Rüdisser fand man mittels Zeitungsinserat auf der anderen Seite der Koralpe.

Wider die Mundart

Ihre große Zeit waren die 1980er-Jahre. 1980 debütierte die Band als eine Art steirische Supertramp-Wanna-be-Band mit dem Album Daydreams. Davor überlegte man noch, ob man in steirischer Mundart oder doch auf Englisch singen sollte. Schließlich einigte man sich auf das international leichter verständliche Englisch. Immerhin kommt die Band aus Judendorf bei Graz, und dort bellen nicht nur die Hunde.

Opus zur Zeit ihres zweiten Albums. Das hatte mit dem Titelstück Eleven und Flyin' High zwei Hits parat. Die Frisuren gelten heute als historisch.
Foto: RCA

1982 hatte sie mit Flyin' High und Eleven ihre ersten Hits. Die Songs stammten von ihrem zweiten Album Eleven. Das Cover zeigte eine angebissene Schallplatte, die Innenhülle eine Band im zeitgeistigen Outfit (siehe oben).

Bombast

Diese Hits waren Balladen mit leichtem Hang zum Bombast, den der charismatische Gesang von Herwig Rüdisser prägte. Damit war man bald weltberühmt in Österreich – und sogar darüber hinaus. Zwei Jahre später passierte Live is Life. Passierte, denn wie so oft spielte der Zufall eine bedeutende Rolle.

Im Rahmen des Gedenkens anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Republik widmet sich die Reihe "Zwickt's mi" das ganze Jahr lang österreichischer Popmusik. Alben, Songs und Künstler, die die heimische Popmusik geprägt haben, werden in Erinnerung gerufen und vorgestellt.

Am 2. September 1984 gab die Band ein Konzert in Oberwart. Ein Auftrittsort, den die Band auf internationalen Pressekonferenzen später noch öfter erklären musste. Für ihr erstes Livealbum nach vier Studioarbeiten wurde der Auftritt mitgeschnitten. Damals spielte Opus erstmals Live is Life.

Glücksfall da capo

Doch weil das Band aus war, musste die Band nochmals auf die Bühne raus und den Song noch einmal spielen. Das erwies sich als Glücksfall, denn da konnte das Publikum das nicht sonderlich komplexe Lied – "Na na na na na …" – bereits mitsingen.

Von Oberwart im Burgenland in die globale Dorfdisco: Live is Life.
Florin Gagu

Live is Life sollte Opus weltberühmt machen. Der Song wurde in Österreich, Frankreich und Deutschland Nummer eins, in der Schweiz landete er auf Platz zwei, in England auf der Sechs, in den USA auf Platz 32. Italien und Niederlande? Überall in den Top Ten. Und die Nummer hielt sich wochen- und monatelang. So geht Welthit. Erst ein Jahr später konnte Falco das mit Rock Me Amadeus platzierungstechnisch in den USA noch überbieten.

Eleven, der Song vom gleichnamigen Album, war ein früher Hit für die Band.
A Man From 80s

Opus bestanden zu dieser Zeit aus Herwig Rüdisser, Ewald Pfleger, Niki Gruber, Kurt-René Plisnier, Günter Grasmuck – und Günter Timischl. Der STS-Mann spielte in Oberwart Percussions. Es war nicht die einzige personelle Überschneidung mit anderen Bands.

Weiteren Austausch gab es mit der EAV oder der Kurt Gober Band (KGB), an deren Novelty-Hits Es war nix und Motorboot Pfleger, Rüdisser und Plisnier wesentlichen Anteil hatten. Und auf Falcos Junge Römer gaben Opus den Chor.

Flyin' High – eine sich bald selbst erfüllenden Prophezeiung von Opus 1982.
Paweł Skrzypnik

Der Erfolg von Live Is Life bescherte Opus große internationale Auftritte und Tourneen. Damit betraten sie gewissermaßen Neuland für österreichische Musiker und etablierten so etwas wie ein neues Selbstbewusstsein. Sie zeigten, dass sogar von den vermeintlich weißen Flecken der Popweltkarte ein Hit kommen konnte.

Nord-, Zentral- und Südamerika erlebte Opus-Konzerte, Europa sowieso – selbst hinterm Eisernen Vorhang gab es Auftritte. Dreimal hintereinander trat die Band im ausverkauften Moskauer Olympiastadion auf. Das ist nicht nichts.

Geld für Greenpeace

Doch ebenso erfolgreich nachlegen konnte die Band nicht. 1987 erschien mit Whiteland eine erfolgreiche Single, die Erlöse daraus wurden an Greenpeace gespendet. Auch in Äthiopien ist Opus bis heute wohltätig. Bis 2014 konnten drei Schulen mit den Erlösen von Konzerten der Band finanziert werden.

Whiteland – die 1980er von ihrer schlimmsten Seite. Das Schlagzeug! Der Synthie! Arrrgh! Immerhin hat das Publikum für eine gute Sache gelitten. Den Erlös des Songs reichten Opus an Greenpeace weiter.
patikdisco

Immer wieder gibt die Band Konzerte und verwaltet damit ihr Erbe. Dazu gehören diverse Neuinterpretationen ihres großen Hits sowie diverse Jubiläums-CDs und Livemitschnitte. 15 Millionen Singles sollen Opus verkauft haben, in neuerer Zeitrechnung noch einmal so viele Streams. Und die Werbung klopft bis heute an, um den Song verwenden zu können, den einen. Eine Bilanz, die wenige heimische Musiker vorweisen können. (Karl Fluch, 17.11.2018)

Der Text wurde aktualisiert, das überflüssige "na" entfernt.