Wien – Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) begrüßt die Umsetzung der Shoah-Gedenkmauer in Wien. "Ich bin froh, dass ein neues Denkmal, das an die umgebrachten Juden Österreichs erinnert, entstehen wird", sagte Präsident Oskar Deutsch am Mittwoch. Das Gedenken sei keine jüdische, sondern eine gesamtösterreichische Angelegenheit.

Zwar gebe es das Holocaust-Mahnmal am Judenplatz und auch die Gedenkstätte in der Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse, wo die Namen der 66.000 Umgekommenen bereits verzeichnet seien. Doch wenn nun ein weiteres entstehe, das der breiten Bevölkerung zugänglich sei, dann sei dies "sicher eine Sache, mit der ich zufrieden bin", so Deutsch.

Auch Van der Bellen erfreut

Dass die türkis-blaue Bundesregierung damit den Versuch einer Reinwaschung betriebe, glaube er nicht, so Deutsch. In der Vergangenheit hatte sich der IKG-Präsident allerdings ein wenig skeptischer geäußert. So meinte er etwa im März in der "Kronen Zeitung", dass er ein weiteres Denkmal in der Wiener Innenstadt zwar nicht ablehne: "Aber ein Parlament ohne Antisemitismus und eine Regierung ohne deutschnationale Burschenschafter wären wichtiger."

Bundespräsident Alexander Van der Bellen wertet die Realisierung als wichtiges Zeichen im heurigen Gedenkjahr. In einer Aussendung am Mittwoch begrüßte er die Finanzierungszusage des Bundes und die Standortgenehmigung der Stadt Wien im Ostarrichipark vor der Nationalbank. Bei Initiator Kurt Y. Tutter bedankte er sich für dessen großes Engagement.

"Aus vielen Gesprächen mit Überlebenden der Shoah weiß ich, wie wichtig ihnen und ihren Nachkommen die Erinnerung an die Schrecken von Nationalsozialismus, Krieg, Verfolgung und Holocaust ist", so der Bundespräsident: "Österreich bekennt sich zu seiner Verantwortung und zu seiner Verpflichtung, die Erinnerung an diese schreckliche Vergangenheit unseres Landes wachzuhalten. Ich habe daher das Projekt zur Errichtung der Shoah Namensmauern Gedenkstätte als Bundespräsident stets aus voller Überzeugung unterstützt."

Strache betont Mitverantwortung

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sich am Mittwoch anlässlich des Regierungsbeschlusses zur Finanzierung einer Shoah-Gedenkmauer in Wien zur Mitverantwortung der Österreicher für die Judenverfolgung im Nationalsozialismus bekannt. Dass die Mauer nun realisiert werden könne, sei "wundervoll", sagte er nach dem Ministerrat.

Für die jüdische Bevölkerung Österreichs habe 1938 ein beispielloser Leidensweg begonnen. "Wir haben eine Verantwortung, an all diese Tragödien immer wieder zu erinnern und neben einer Erinnerungskultur auch dafür Sorge zu tragen, dass es nie wieder zu solchen unfassbaren und unbegreiflichen Entwicklungen kommen darf", sagte Strache: "Leider waren auch viele Österreicherinnen und Österreicher verantwortlich für die Unmenschlichkeit."

Er erinnerte an das Novemberpogrom als "ersten grauenvollen Höhepunkt der Verfolgung, Erniedrigung, Enteignung und Ermordung". Die österreichische Bundesregierung bekenne sich zu ihrer historischen Verantwortung, und dass die "Mauer der Erinnerung" nun gerade im Gedenkjahr ermöglicht werde, sei entsprechend zu begrüßen. (APA, 7.11.2018)