Bild nicht mehr verfügbar.

Seit dem Zusammenschluss mit UPC hat T-Mobile Austria 7,2 Millionen Einzelkunden. All diese Verträge werden von Computern verwaltet – auf der Webseite etwa mithilfe vom Avatar Tinka.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

Unternehmensjuristin Anja Tretbar-Bustorf: "Die Arbeit ist interessanter geworden."

Foto: T-Mobile

Fünfzehn Personen arbeiten in der Abteilung von Anja Tretbar-Bustorf, der Leiterin von "Legal, Regulatory & Interception" von T-Mobile Austria, das vor kurzem den Internet- und Telekomprovider UPC übernommen hat. Früher war die Rechtsabteilung um einiges größer.

1996, als das Ö-Call-Konsortium die zweite Mobilfunklizenz in Österreich erwarb, ja auch noch 2002, als die Gruppe nach der Übernahme durch den deutschen Telekomriesen seinen heutigen Namen erhielt, mussten Verträge noch einzeln geprüft und Beschwerden von versierten Mitarbeitern behandelt werden.

Doch die Digitalisierung hat die Arbeit der Juristen komplett verändert, erzählt Tretbar-Bustorf im STANDARD-Gespräch. "Die klassische Rechtsabteilungsarbeit mit riesigen Schränken und unzähligen Akten gibt es nicht mehr. Massenkundenverträge sehen wir gar nicht, da haben wir bloß den Standard geschaffen, der jetzt verwendet wird. Die Rechtsabteilung macht nur noch das, was nicht Standard ist: große Ausschreibungen, Großkundenverträge, besonders komplizierte Lieferantenverträge und alles, wo es zu Streitigkeiten mit komplexen Sachverhalten kommt." Dazu gebe es neue Herausforderungen, die viel Arbeit machen, zuletzt etwa die Datenschutz-Grundverordnung und nun die Integration von UPC.

Effizienz

Treibende Kraft hinter dieser Legal-Tech-Revolution sind die Geschäftsprozesse selbst, die möglichst effizient gestaltet werden sollen, betont die Juristin, die seit 2015 bei T-Mobile arbeitet. Daher werde die Kundenbeziehung immer mehr automatisiert.

Melden sich Kunden übers Internet, treffen sie auf Tinka, die interaktive Kommunikationsassistentin. Der Avatar beantwortet die Fragen, die sich in vielen Fällen ähneln, selbst wenn sie anders formuliert sind, und lernt durch den Dialog weiter. Nur wenn es kompliziert wird oder der Kunde das ausdrücklich will, kommt noch ein Mensch ins Spiel.

Auch die Verträge werden vom Computer mit SStandardbausteinen erstellt und immer öfter nur noch mit einer elektronischen Signatur bestätigt. Sie sind voll digitalisiert und bei Fragen und Beschwerden leicht weiterzubearbeiten.

"Bloß bei älteren Verträgen tut sich selbst die beste Software schwer", sagt Tretbar-Bustorf. Da hänge es davon ab, ob das Dokument nicht nur als PDF gescannt wurde, sondern auch maschinell lesbar ist und nach Schlagworten durchsucht werden kann. Und eine besondere Herausforderung für die Rechtsabteilung genauso wie für die Programmierer sei der unterschiedliche Stand der Digitalisierung bei UPC und T-Mobile, fügt sie hinzu.

Erklärung gleich mitliefern

Der nächste Schritt sei der Einsatz künstlicher Intelligenz für ein "predictive service", um etwa Kunden bereits Erklärungen mitzuliefern, wenn die Rechnung höher ausfällt als üblich. Und bei größeren Streitfällen, etwa bei Beschwerden von Verbraucherschützern, brauche man Softwaretools, die aus tausenden ähnlichen Verträgen die Schlagworte herausfiltern und dann die Inhalte analysieren. Auch das sei erst in Entwicklung.

Auch der Arbeitsplatz der Juristen hat sich komplett verändert, erzählt Tretbar-Bustorf: "Wir haben das papierlose Büro. Hinter dem Schreibtisch steht keine Bibliothek mit dicken Bänden, wir verwenden nur noch elektronische Rechtsdatenbanken."

An Dokumenten würden meist mehrere Personen arbeiten, und die jeweiligen Änderungen könnten genau nachvollzogen werden. Dadurch gebe es viel mehr Kooperation als früher, auch mit anderen Abteilungen und Bereichen. "Die Arbeit ist umfangreicher, aber auch interessanter geworden", sagt Tretbar-Bustorf. (Eric Frey, 7.11.2018)