In der unendlichen Geschichte um ein Haus der Geschichte (HdGÖ) ist das letzte Kapitel noch lange nicht geschrieben. Zwar eröffnet am 10. November nach jahrzehntelangem Tauziehen eine Minimalversion des Projekts in der Neuen Burg am Heldenplatz – Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) will das SP-initiierte Haus aber erneut überdenken, es womöglich in "Haus der Republik" umbenennen und strukturell ans Parlament anbinden. Echte politische Unabhängigkeit sieht wohl anders aus, denn die hieße: Umbau zu einem eigenständigen Bundesmuseum, Autonomiestatus vergleichbar den Universitäten.

Erst wenn das gesichert ist, lohnt es sich, über künftige neue Standorte nachzudenken. Vernünftig erscheinen drei Wege: Man löst sich im Jahr 2018 von der musealen Inszenierung (alt)österreichischer Militärhistorie und funktioniert das Heeresgeschichtliche Museum im weitläufigen Arsenal zu einem Haus der Geschichte um; man sorgt dafür, dass das bestehende HdGÖ in der Neuen Burg ausreichend Fläche bekommt und auch das Äußere Burgtor ins Konzept mit einbezogen wird; oder man fasst sich ein Herz und gibt dem Museum jene Form, die einem republikanischen Selbstverständnis eigentlich entspräche: einen Neubau.

Wo? Am Heldenplatz, dem wichtigsten Gedächtnisort der Republik. Wo genau? Dort, wo derzeit zwei preisgekrönte Parlamentsersatzcontainer stehen, die den in der Monarchie architektonisch nie fertiggestellten Platz abschließen und schon jetzt wie Prototypen für ein Museum zur Ersten und Zweiten Republik wirken. Budgetknappheit, die seit dreißig Jahren gegen einen Neubau ins Feld geführt wird, darf keine Ausrede für politische Mutlosigkeit sein. Als Ansporn hilft ein Blick in die Länder. Dort werden aktuell mehrere museale Neubauten aus dem Boden gestampft. (Stefan Weiss, 4.11.2018)