Eine Schale der frühdynastischen Zeit (um 2800 vor unserer Zeitrechnung) aus dem Ägyptischen Museum der Universität Leipzig lässt auf sehr frühe Fernhandelsbeziehungen zwischen dem Alten Ägypten und Vorderasien schließen.

Foto: Jiří Kmošek

Historische Museumsobjekte besitzen nicht nur Schauwert für ein interessiertes Publikum, in solchen Funden stecken noch immer zahlreiche Informationen, die bei frühere Untersuchungen übersehen wurden oder noch gar nicht gesammelt werden konnten. Einem Team aus tschechischen und deutschen Wissenschaftern ist es nun gelungen, aufgrund aus Metallobjekten aus der Sammlung des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig auf weitreichende Handelsbeziehungen des Alten Ägyptens bis nach Anatolien zu schließen. Die nun im "Journal of Archaeological Science" veröffentlichten Erkenntnisse weisen auf einen wirtschaftlichen und kulturellen Austausch hin, der vermutlich schon seit dem 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bestand.

Herkunft, Verarbeitung und Zusammensetzung

Die Untersuchungen umfassten etwa 20 Fundstücke, darunter vor allem Kupfergefäße und -werkzeuge. Die Kernzentren des Kupferabbaus befanden sich auf der Sinai-Halbinsel und in der ägyptischen Ostwüste. Der früheste Hinweis für Erzabbau in diesen Regionen findet sich weit vor 3000 vor unserer Zeitrechnung. Bei den Analyse der Objekten mit archäometallurgischen Methoden war es den Wissenschaftern um Martin Odler von der Karls-Universität in Prag möglich, ihre Herkunft und Verarbeitung weitgehend zu bestimmen. Trotz stark fortgeschrittener Korrosion an einigen der Objekte konnte zusätzlich die chemische Zusammensetzung an den meisten Fundstücken festgestellt werden.

Seit etwa 3500 vor unserer Zeitrechnung werden Objekten aus Kupfer, Arsen und andere Fremdstoffe beigemischt und so ein Arsenkupfer mit verbesserten Materialeigenschaften bewusst hergestellt. Bei einem Gefäß aus einem Grab der Zeit um 2800 vor unserer Zeit in Abusir (15 Kilometer südlich von Kairo) ließ sich allerdings eine Besonderheit feststellen: Die Zusammensetzung des Gefäßes, das aus beträchtlichen Mengen an Arsen und Nickel bestand, ergab Parallelen zu Kupfererzen und anderen kupfernen Objekten aus der Zeit des Chalkolithikums und der Frühbronzezeit in Anatolien.

Frühe Beziehungen zu Vorderasien

"Das ist der erste Beweis für eine mögliche, wenn auch indirekte Verbindung zwischen dem frühbronzezeitlichen Anatolien und dem frühdynastischen Ägypten", berichtet Odler. Er und sein Kollege Jiří Kmošek von der Pardubice Universität gehen davon aus, dass das Aufkommen von Kupferobjekten mit Spuren von Arsen und Nickel in Anatolien, der Levante und in Ägypten der Beleg für die Existenz einer Handels- und Austauschroute zwischen diesen Orten im 4. und 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung war. Diese Routen waren vermutlich nur ein geringer, jedoch trotzdem wichtiger Teil des Handels und damit auch des kulturellen Austauschs im östlichen Mittelmeer und nach Vorderasien. (red, 5.11.2018)