Teile des Unternehmens sollen fortgeführt werden – den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren versprochen.

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Wien – Es hat sich bereits längere Zeit abgezeichnet, nun ist es offiziell: Die Waagner-Biro AG hat laut Creditreform ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Konkursgericht Wien angemeldet. Das Gericht hat das Insolvenzverfahren noch am Mittwoch eröffnet. Den Aktiva von rund fünf Millionen Euro (zum Verkehrswert) stehen Passiva von 27 Millionen gegenüber. Die Überschuldung beläuft sich demnach auf rund 22 Millionen Euro.

Das im Jahr 1854 gegründete Unternehmen beschäftigt sich mit der Verwaltung von Beteiligungen im Bereich Stahl-, Brücken-, Bühnen- und Spezialmaschinenbau. 45 Mitarbeiter sind dem Unternehmen zufolge bei der Konzernmutter von der Pleite betroffen. Insgesamt beschäftigt der Konzern in seinen Töchtern (vor allem) im Ausland 1.500 Mitarbeiter.

Die Insolvenzursachen der Holding gehen auf die vorhergegangene Insolvenz der Stahbau-Tochter SBE Alpha AG zurück. Die Pleite der SBE hat sich auf die nicht operativ tätige Mutter bilanziell mit 19,1 Millionen Euro ausgewirkt.

Tochter SBE wird nicht fortgeführt

Bereits am Dienstag ist die insolvente SBE entgegen bisherigen Informationen gerichtlich geschlossen worden. 107 Jobs in Wien sind verloren, bestätigte eine Waagner-Biro-Sprecherin. Bisher war stets davon die Rede gewesen, dass zumindest Teile der SBE fortgeführt werden sollen.

"Eine Woche nach der Eröffnung des Konkursverfahrens hat das Handelsgericht Wien über Antrag des Masseverwalters die Schließung des Unternehmens verfügt", teilte der KSV 1870 mit. "Die rasche Schließung war notwendig geworden, da keine relevanten liquiden Mittel im Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung vorhanden waren. Dieser Umstand hat eine Unternehmensfortführung unmöglich gemacht." Faktisch war auch kein freies Vermögen verfügbar.

Bezüglich einer weiteren Tochter, der Bridge Systems AG, laufen noch Verkaufsgespräche. Dieser droht ebenfalls ein Insolvenzverfahren.

Teilübernahme durch Grossnigg

Waagner-Biro hat in einer Aussendung bestätigt, dass der Unternehmer Erhard Grossnigg – vorbehaltlich der Zustimmung des Insolvenzverwalters – die die auf Bühnentechnik spezialisierte Tochter Waagner-Biro Austria Stage Systems AG übernimmt und saniert. Damit könne deren Fortbestand gesichert werden, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Der APA zufolge musste die Austria Stage Systems, um nicht ebenfalls in Konkurs zu geraten, Garantien von fast acht Millionen Euro legen. Dazu war sie aber nicht in der Lage. Dann aber gelang es mit Grossnigg, der der Tochter erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt hat, die Garantien zu legen. Zudem sei ein angemessener Kaufpreis bezahlt worden. Die Alternative wäre ein Konkurs auch der Austria Stage Systems gewesen.

Vorstand wird neu besetzt

Der Vorstand wird ebenfalls neu organisiert. Bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung haben am Montag Thomas Jost und Martin Zinner alle Funktionen innerhalb der Waagner-Biro-Gruppe mit Ausnahme jener in der SBE Alpha AG zurückgelegt, erklärte Waagner-Biro am Mittwoch. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. (red, 31.10.2018)