Nach einer Anzeige wird gegen den Gründer des Salzburger Labors seit kurzem wegen Betrugs ermittelt.

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Die Salzburger Firma Betazell GmbH wurde im Jahr 2011 gegründet, als Geschäftszweig wird im Firmenbuch "Ärztliches und biologisches Labor" geführt. Das Unternehmen bietet auf seiner Homepage an, von Patienten eingeschickte Speicheltests zu untersuchen und den Hormonstatus zu messen. Bei "Dysbalancen", also Werten außerhalb der Norm, werden entsprechende Therapievorschläge unterbreitet. Die Hormonpräparate auf pflanzlicher Basis können gleich via Betazell bestellt werden.

Keine Registrierung

In den rund sieben Jahren seit Gründung der GmbH ist keinen relevanten Behörden oder Stellen in Österreich aufgefallen, dass Betazell nie als Labor registriert wurde. Zumindest gab es keine Konsequenzen. Weder bei der Salzburger Landessanitätsbehörde noch bei der Ärztekammer oder beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) liegt ein Eintrag für Betazell vor – der STANDARD berichtete.

Als Geschäftsführer des Unternehmens wird im Firmenbuch Volker Kornelius Schmidt-Borelli geführt. Dieser Name taucht auf der Firmenhomepage aber nicht auf: Dort – und auf den Befunden samt Präparatempfehlungen für Patienten – ist von einem Dr. Ricardo Borelli die Rede.

In einer E-Mail an den STANDARD schreibt Schmidt-Borelli, dass "ein Labor, das sich ausschließlich um Speicheldiagnostik bemüht, keiner besonderen Laborzulassung bedarf". Und er begründet auch, wieso er sich nie bei der Ärztekammer angemeldet hat: Im Rahmen seines Verkaufs eines ebenfalls von ihm gegründeten Labors im Landkreis München sei es Vertragsbedingung gewesen, "nicht mehr im deutschsprachigen Raum tätig zu werden".

Schmidt-Borelli hätte ohne Registrierung bei der Ärztekammer kein Labor betreiben dürfen, heißt es seitens der Standesvertretung. Dort wird auch gemutmaßt, dass Schmidt-Borelli bei einem Ansuchen wohl nicht in die Ärzteliste eingetragen worden wäre. Er bezeichnet sich selbst als Chemiker und Mikrobiologe.

Labor wird geschlossen

Nach Erscheinen des ersten Artikels über das Salzburger Labor Anfang Oktober kündigte Schmidt-Borelli via E-Mail an, sein Amt als Geschäftsführer der Betazell GmbH Salzburg "der Konsequenzen wegen" zurückzulegen. "Da es keinen Nachfolger gibt, wird die Betazell GmbH geschlossen", schrieb er. Wann genau, das lässt Schmidt-Borelli offen.

Bereits vor Wochen habe er zudem seinen Firmenvorsitz bei der Betacell AG mit Sitz in der Schweiz zurückgelegt. Betacell AG ist Mehrheitseigentümer der Betazell GmbH Salzburg.

Mittlerweile interessiert sich aber auch die Staatsanwaltschaft Salzburg für die Tätigkeiten von Schmidt-Borelli. "Es gibt konkrete Ermittlungen gegen den Betreiber und gegen Betazell", sagt Michael Rausch, Polizeisprecher der Landespolizeidirektion, auf Anfrage. Ermittelt wird im Auftrag der Staatsanwaltschaft wegen schweren Betrugs. In der Causa liege auch eine Anzeige vor, die Anfang August 2018 eingereicht worden sei. Ein Zwischenbericht sei bereits erstattet worden, sagte Rausch.

Fehlende Transparenz

Schmidt-Borelli bestätigt, dass Speichelproben bis Dezember 2017 auch im Laborbetrieb in Salzburg ausgewertet wurden. Im Jänner 2018 sei dieses aber geschlossen worden. Schmidt-Borelli habe durch sein großes Netzwerk aber "keine Probleme, die Proben in einem anderen Labor abwickeln zu lassen". Das Problem dabei: Kunden von Betazell wurde diese Tatsache verschwiegen. Auf Befunden aus dem Jahr 2018, die dem STANDARD vorliegen, ist nicht ersichtlich, in welchem Labor die Speichelprobe ausgewertet wurde. Unterzeichnet wurden die Befunde aber von zwei Dottores – darunter "Ricardo Borelli".

Kunden wurden also nicht transparent informiert. Ob sie auch betrogen wurden, müssen die Ermittlungen gegen Schmidt-Borelli klären. Ihm wird vorgeworfen, teilweise Proben von Kunden nicht ausgewertet, diese aber verrechnet zu haben. Es könnte sich um hunderte Geschädigte handeln. Es gilt die Unschuldsvermutung. (David Krutzler, 31.10.2018)