Jair Bolsonaro wird Präsident.

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DER STANDARD

Rio de Janeiro – Nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahl in Brasilien hat der Rechtsextreme Jair Bolsonaro einen radikalen Politikwechsel angekündigt. "Ich werde das Schicksal des Landes verändern", sagte der Ex-Militär am Sonntag. "Jetzt wird nicht weiter mit dem Sozialismus, dem Kommunismus, dem Populismus und dem Linksextremismus geflirtet."

Allerdings zeigte sich der ultrarechte Ex-Militär auch versöhnlich. Er sprach von einem "Brasilien der unterschiedlichen Meinungen, Farben und Orientierungen." In dem mit harten Bandagen geführten Wahlkampf hatte Bolsonaro noch Minderheiten und Linke verunglimpft und von "Säuberungen" schwadroniert.

Während seine Anhänger in Bolsonaro einen der wenigen ehrlichen Politiker sehen, der mit der Korruption aufräumt und gegen die Kriminalität vorgeht, sehen seine Gegner in ihm eine Gefahr für die noch junge Demokratie in Brasilien. Der frühere Fallschirmjäger gilt als Sympathisant der Militärdiktatur. "Unsere Regierung wird verfassungstreu und demokratisch sein", sagte er nun.

"Donald Trump Brasiliens"

US-Präsident Donald Trump gratuliert Bolsonaro per Telefon, die beiden betonen, Seite an Seite zu arbeiten "um die Leben der Menschen in den Vereinigten Staaten und Brasilien zu verbessern".

Auch Italiens Innenminister und Vizepremier Matteo Salvini von der rechten Lega-Partei sendete Gratulationen per Twitter. "Auch in Brasilien haben die Bürger die Linke nachhause geschickt! Viel Erfolg an Präsident Bolsonaro, die Freundschaft mit unserem Volk und unserer Regierung wird noch stärker!!!", tweetete Salvini am Sonntag.

Auch China reihte sich durch Außenministeriums-Sprecher Lu Kang am Montag in die Liste der Gratulanten ein. China ist der größte Handelspartner Brasiliens. Bolsonaro hatte China im Wahlkampf eher angegriffen. Der Riese aus Asien würde versuchen, brasilianische Schlüssel-Sektoren der Wirtschaft zu dominieren.

Nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien hat Bolsonaro gelobt, "Verfassung, Demokratie und Freiheit" zu verteidigen. Das sei nicht das Versprechen einer Partei oder das Wort eines Mannes, sondern "ein Schwur vor Gott", sagte der 63-jährige Ex-Offizier am Sonntag in seiner Siegesrede.

55 Prozent für Bolsonaro, 45 für Haddad

Bolsonaro hatte am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt klar gewonnen. Nach Auszählung fast aller Stimmen kam der "Donald Trump Brasiliens" auf etwas über 55 Prozent. Sein linker Kontrahent Fernando Haddad von der Arbeiterpartei (PT) kam demnach auf knapp 45 Prozent. Er kündigte am Sonntag an, er wolle die "Freiheiten" von Bolsonaros Gegnern verteidigen. Zugleich verlangte er, die "45 Millionen Wähler" zu respektieren, die für ihn gestimmt hätten. (APA, red, 29.10.2018)