John Cage, Schachspieler nicht nur der Töne.

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Es ist nicht nur bemerkenswert, dass das Festival Wien Modern im Konzerthaus mit den Philharmonikern beginnt, die zwar in den letzten Jahren immer wieder Zeitgenössisches ins Programm nahmen, aber dieses Segment nicht als Priorität betrachten. Das Eröffnungskonzert legt auch noch die Risikolatte hoch – das Kollektiv agiert ohne Dirigent. Ein solcher sei gemeinhin "absolut notwendig", so Konzertmeister Rainer Honeck. Allerdings könne erhöhte Konzentration der Musiker durchaus auch ohne Taktgeber interessante Ergebnisse zeitigen.

Es wird am Sonntag bei John Cages 4'33' der Fall sein. Das Stück besteht aus reiner Stille, womit gezeigt werden sollte, dass auch in ihr Musik schlummert. Die Philharmoniker geben aber auch Arnold Schönbergs Verklärte Nacht und Johannes Maria Stauds Scattered Light. Und letzteres Stück, eine Uraufführung, birgt auch für das Orchester, so Honeck, gewisse Überraschungen.

Schwerpunkt Ola Neuwirth

Wien Modern präsentiert auch andere womöglich "riskante" Neuheiten: Es gibt ein "Casino Cage", bei dem der Zufall in der Komposition thematisiert wird. Es gibt einige "The Solo-Challenges", bei denen Stücke von Katharina Klement zur Improvisation anregen. Und ein Schwerpunkt ist Olga Neuwirth gewidmet, deren Musik zum Stummfilm Die Stadt ohne Juden uraufgeführt wird. Auch hört man The Outcast. Homage to Herman Melville, Neuwirths Video-Konzert-Installations-Theater. Als Uraufführung ist auch Oskar Aichingers Musiktheater Das Totenschiff angesagt. Ja, und es spielt Pianist Marino Formenti Stücke von John Cage in fünf Wiener Kaffeehäusern. (Ljubisa Tosic, 27.10.2018)