Richie befindet sich in guter Gesellschaft. Hier die Ausbeute weniger Tage.

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Herr Richie ist anhänglich. Ich kenne ihn nicht persönlich, habe ihn nie gesehen oder gehört. Es könnte eine große Liebe werden, denn er steckt mir jeden Tag ein Kärtchen an die Windschutzscheibe. Unverdrossen, bei jedem Wetter. Egal mit welchem Auto ich gerade unterwegs bin, der in Folie geschweißten Botschaft entgehe ich nicht.

Herr Richie will jedes meiner Fahrgeräte kaufen. Fahrzeugtyp und Zustand sind ihm egal. Er bietet Bestpreis, sagt Herr Richie, mit oder ohne Pickerl. Das klingt schmeichelhaft, ist aber kaum zu glauben. Bestpreis für einen hochgerüsteten Testwagen, den sich im wirklichen Leben die wenigsten leisten können oder wollen? Wie soll ich mir das vorstellen? Die Treue hat also wohl eher Züge von Stalking.

Der ehrwürdige Punto

Das ist offensichtlich, seit ich mit dem altehrwürdigen Punto der Frau Mama unterwegs bin. Der Fiat ist mehr alt als ehrwürdig, aber er fährt flott wie eh und je. In der Parkgarage schauen die Kollegen indigniert, weil der Oldie so gar nicht zu den fetten SUVs, teuren Mercedes und BMW-Cabrios passen mag. Uns ficht das aber ebenso wenig an wie die Nebengeräusche, die uns begleiten, seit der Mechaniker bei der Auspuffreparatur gepfuscht hat. Es tut ja dem Elan keinen Abbruch.

Auch die Hunde Pipsi und Bruno würden den zerbeulten Punto vermissen. Keiner regt sich über die Panier auf, die sie auf der Rückbank hinterlassen. Deshalb nehmen wir es persönlich, dass Herr Richie den Punto nur verscherbeln will. Diese Halsabschneider, die ihn nach Osteuropa oder Afrika verschieben wollen, bekommen ihn sicher nicht – nicht von mir. (Luise Ungerboeck, 25.10.2018)