Der Unfallort.

Foto: APA/AFP/Vigili del Fuoco/HANDOUT

Rom – Nach dem Rolltreppen-Einsturz in Rom am Dienstagabend, bei dem 24 Personen – mehrheitlich Fans des russischen Klubs ZSKA Moskau – verletzt wurden, laufen die Ermittlungen zu den Ursachen des Unglücks auf Hochtouren. Die Untersuchungen wurden von der römischen Staatsanwaltschaft und der Nahverkehrsgesellschaft ATAC, Betreiberin von Roms U-Bahnen, in die Wege geleitet.

Die U-Bahn-Station Repubblica im Zentrum Roms, in der sich der Unfall ereignete, wurde von der Polizei geschlossen. Die schwerverschuldete ATAC-Gesellschaft, die wegen des ineffizienten Nahverkehrssystem in der Hauptstadt immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, versicherte, dass die Rolltreppe erst kürzlich kontrolliert worden sei.

Fans möglicherweise verantwortlich

Bürgermeisterin Virginia Raggi machte die ZSKA-Fans für das Unglück verantwortlich. Diese seien beobachtet worden, wie sie auf der Rolltreppe herumhüpften und tanzten, bevor diese einstürzte. Die meisten Menschen seien eingeklemmt worden und hätten Verletzungen an den Beinen erlitten. Videoaufnahmen aus der U-Bahn-Station zeigen, wie die Rolltreppe erst immer schneller wird und die Stufen dann anscheinend ungebremst dem Boden entgegenrasen.

Der Unfall nährt erneut Kritik am Zustand des öffentlichen Nahverkehrs in Rom. Fahrzeuge und Infrastrukturen gelten als veraltet. Im Mai war ein Linienbus in unmittelbarer Nähe des Trevi-Brunnens in Flammen aufgegangen. Die Nahverkehrsgesellschaft ATAC mit 11.000 Bediensteten steht vor dem finanziellen Zusammenbruch. Für ein beratendes Referendum wurden Unterschriften gesammelt, mit dem die Römer über die ATAC-Privatisierung abstimmen sollen. Damit hoffen die Initiatoren, mehr Effizienz in Roms öffentliches Verkehrssystem zu bringen. Bürgermeisterin Raggi, die der populistischen Fünf Sterne-Bewegung angehört, wehrt sich jedoch gegen die Privatisierung.

Veraltetes Öffi-Netz

Die Stadtchefin hatte vor ihrem Amtsantritt im Juni 2016 eine "Revolution" versprochen, die die größte öffentliche Verkehrsgesellschaft Europas in ein effizientes Unternehmen verwandeln werde. Die vorhergesagte radikale Umwandlung ist bis jetzt jedoch komplett ausgeblieben. Täglich kämpfen Einwohner und Touristen in der Ewigen Stadt mit einem veralteten U-Bahn-Netz, einem ineffizienten Linienbus-System und mit unpünktlichen und unzuverlässigen Verkehrsmitteln. Ebenfalls ist es der 40-jährigen Raggi nicht gelungen, Probleme wie Müllentsorgung und Sauberkeit in der Stadt in den Griff zu bekommen.

Am Samstag ist vor dem Rathaus auf dem Kapitol-Hügel eine Protestkundgebung gegen die Gemeinde geplant. Eine spontan entstandene Bürgerbewegung ruft die Römer zur Revolte gegen die "unerträglichen Zustände" in der 3,5-Millionen-Metropole auf.

Nicht nur die Hauptstadt kämpft mit veralteten Verkehrsinfrastrukturen. Die Probleme Italiens in diesem Bereich wurden im August auf dramatische Weise deutlich, als beim Einsturz einer Brücke in Genua 43 Menschen ums Leben kamen. Die Regierung aus Lega und Fünf Sterne-Bewegung will jetzt 15 Milliarden Euro für Investitionen in Infrastrukturen locker machen. Größere Investitionen im Infrastrukturbereich seien dringend notwendig, weil Italien in den vergangenen Jahren an der Instandhaltung von Brücken und Straßen sehr gespart habe, verlautete es aus der Regierung.

Sanierungsbedarf

"Italien muss nicht nur Straßen und Brücken, sondern auch Schulen sowie gefährdete öffentliche Gebäude dringend sanieren", sagte zuletzt der Staatssekretär und Lega-Spitzenpolitiker Giancarlo Giorgetti, Vertrauensmann von Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini. Um diese Großprojekte zu finanzieren, will Italien sein Defizit steigern, wogegen sich die EU-Kommission jedoch heftig wehrt. Am Dienstag hatte Brüssel Italiens Haushaltsplan für 2019 mit einem Defizit von 2,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) zurückgewiesen. (APA, 23.10.2018)