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Verschwundene Dokumente, Soundausfälle, und Datenverlust durch das integrierte ZIP-Tool. Die Auslieferung des "October 2018 Update" für Windows 10 verlief für Microsoft und einige User unerfreulich. Schon kurz nach der allgemeinen Verfügbarkeit musste es zurückgezogen werden und befindet sich seitdem in Überarbeitung. Es ist ein neuer Eintrag in einer beachtlichen Chronologie von Schwierigkeiten mit Updates. Nicht zum ersten Mal rutschen Fehler durch, die schon Teilnehmer des "Windows Insider"-Programms gemeldet hatten, in dessen Rahmen Nutzer freiwillig Vorabversionen neuer Updates erproben.

Eine STANDARD-Anfrage zum Kontrollprozess vor der Freigabe eines Updates wurde von Microsoft mit einem Verweis auf zwei Blogposts beantwortet. Konkrete Angaben zum "Werdegang" einer Aktualisierung sucht man dort vergeblich. Bekannt ist, dass eigentlich mehrere interne Teststufen für ein Update vorgesehen sind, ehe es im Insider-Programm landet. Bewährt es sich dort, wird es für die Allgemeinheit freigegeben. Wie viele Leute an den jeweiligen Tests beteiligt sind, weiß man nicht genau. 2017 sprach man von mehr als zehn Millionen "Insidern".

Historisch gewachsen

Beim IT-Magazin Ars Technica sieht man vor allem ein historisches Problem als Grundlage für die Misere. Das Unternehmen war vor Windows 10 auf viel längere Update-Zyklen eingespielt, sowohl was neue Windows-Versionen als auch größere Erweiterungen durch "Service Packs" angeht. Eine Konsequenz des dichteren Zeitplans mit zwei großen Aktualisierungen pro Jahr ist, dass die Entwicklung für ein Update nun schon startet, bevor das aktuelle an den Start geht. Die erste Version eines Windows-10-Updates, das an "Insider" verschickt wird, ist tendenziell noch sehr fehlerhaft, wie auch Microsoft warnt. Problematisch ist allerdings, dass es offenbar bis dahin kaum zu umfassenden internen Tests kommt. Durch fehlerhafte Software wurden auch schon die PCs einiger "User-Tester" lahmgelegt.

Das Phänomen ist nicht ganz neu. Schon bei älteren Windows-Ausgaben galt oft das Credo, dass man auf das erste große Update warten sollte, weil die Ursprungsversion zu viele Macken hatte. Etwas, das sich nun auch auf die halbjährlichen Updates übertragen lässt. Zugute halten muss man Microsoft, dass Windows 10 regelmäßig aktualisiert wird und seit dem Erscheinen 2015 viele Verbesserungen erhalten hat. Und es ist auch nicht leicht, ein System zu entwickeln, das auf tausenden PC-Konfigurationen läuft.

Windows 10 wird regelmäßig mit Updates gepflegt. Manche davon sorgen bei Nutzern für erhebliche Probleme.
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Microsoft hat mittlerweile angekündigt, Teilnehmern des Insider-Programms die Möglichkeit geben zu wollen, genaueres Feedback zu liefern. Das könnte zwar manche Probleme lösen, aber würde nichts an den grundlegenden Schwierigkeiten ändern. Einst hatte der Konzern eine große Zahl eigens angestellter Softwaretester. Viele von ihnen mussten infolge von Massenentlassungen im Jahr 2014 allerdings gehen. Scheinbar hoffte man, dies mit dem Insider-Programm kompensieren zu können. Tatsächlich scheint sich die Problematik aber verschärft zu haben. Denn es führt dazu, dass nun Nutzer Tests durchführen, die sie eigentlich nicht machen sollten. Viele von ihnen können Rückmeldungen nicht so verständlich verfassen wie geschultes Personal. Zudem sieht es so aus, als würde Microsoft mit den Insidern erst herausfinden wollen, ob ein neues Feature überhaupt funktioniert. Etwas, das man eigentlich schon vorher eruieren sollte. Der Qualitätsverlust im Code wiederum hat zur Folge, dass die Vorschauversionen von Updates immer öfter auf Zweit-PCs statt auf täglich verwendeten Arbeitsgeräten aufgespielt werden, womit das Feedback an Wert verliert.

Änderungen notwendig

Um wieder verlässlich gute Updates zu liefern, müsste Microsoft seinen Entwicklungsprozess umstellen, schlussfolgert Ars Technica. Statt kaum getesteten Code bei den Insidern "reifen" zu lassen, müsste man schon zuvor mehr Ressourcen aufwenden, um ihnen bereits stabile Software ohne schweren Bugs zu liefern. Das verlangt jedoch nach Umstellungen lange gewachsener Prozesse und kann daher nicht von heute auf morgen geschehen. Notwendig ist es aber, will man sich nicht in steter Regelmäßigkeit den Ärger der Windows-Nutzer einhandeln. (Georg Pichler, 23.10. 2018)