Es ist eine peinliche Vorstellung, die die SPÖ rund um die Erstellung ihrer Kandidatenliste für die EU-Wahl gibt. Dass der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser seiner Partei mit Liebesentzug droht, weil diese seinen Sohn auf einen chancenlosen Listenplatz reiht, mag menschlich nachvollziehbar sein, ist politisch aber höchst unprofessionell. Kaiser ist schlecht beraten, sein gekränktes Vaterherz so offen zur Schau zu stellen.

Schuld daran tragen auch die SPÖ und ihre neue Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. Allesamt waren sie im Parteivorstand nicht ehrlich und aufrichtig genug, um Kaiser die Wahrheit zu sagen. Dass nämlich der Tweet seines Sohnes Luca, wonach Österreich eine "Nazion" sei, nicht auf die notwendige Reife schließen ließ, die einen sicheren Listenplatz rechtfertigen würde. Stattdessen wurde Luca mit fadenscheinigen Ausreden nach hinten gereicht.

Der Wickel war völlig vorhersehbar. Dass ihn die Parteichefin nicht mit einem Gespräch im Vorfeld aus dem Weg zu räumen versucht hat, spricht nicht für ihr Gespür als Mensch und als Managerin. Kaiser ist enttäuscht, weil ihn die Parteichefin, die er so unterstützt hatte, ohne Vorwarnung auflaufen ließ. Wie man es auch dreht und wendet: Das schaut nicht gut aus. Und letztlich wird sich herausstellen, dass die Aufregung um diesen sechsten Listenplatz ganz umsonst war, weil die SPÖ mit dieser Performance gar nicht so viele Mandate machen wird. (Michael Völker, 21.10.2018)