Bei der RehaJet wird der Arbeitsalltag simuliert. Richtig sitzen lernen, ist Teil davon.

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Das Leben kann einem mitunter übel mitspielen: Dann beispielsweise, wenn eine Erkrankung die Fähigkeiten so sehr einschränkt, dass der Beruf rein körperlich nicht mehr ausgeübt werden kann. Ein Maler, der nicht mehr die Decke streichen kann, ein Mechaniker, der sich beim Bücken schwer tut oder Büroarbeiter, die vor lauter Kreuzschmerzen nicht mehr sitzen können. Für sie hat die österreichische Pensionsversicherungsanstalt PVA nun ein neues Programm namens RehaJet gestartet. Was nach einer Fluglinie oder einer Tankstelle klingt, ist ein Wiedereingliederungs-Programm ins Berufsleben.

"Wir sehen das nicht nur als rein medizinische Aufgabe, sondern nehmen viel stärker Bezug auf die Lebenswirklichkeit unserer Patienten", sagt Manfred Anderle, Obmann der PVA, der mit RehaJet neue Wege geht. Wofür die Abkürzung steht? J für Job, E für Erwerbsfähigkeit und T für Teilhabe, also die sozialen Auswirkungen, die eine Erkrankung auf das Privat- und Berufsleben haben kann.

Wie sieht das Arbeitsumfeld aus

Am Beginn einer Reha, die bis zu sechs Wochen dauern kann, steht eine genaue Abklärung der Arbeitsumstände, der notwendigen Bewegungsabläufe und eventueller Herausforderungen, die durch die körperlichen Einschränkungen entstehen, "langfristig kann es ein kaputtes Knie oder ein Kunstherz sein, in der ersten Phase starten wir mit Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats und neurologischen Störungen", sagt Anderele. Außerdem mache es einen Unterschied, ob jemand als Dachdecker oder Lastkraftwagenfahrer arbeitet, RehaJet geht auf die individuellen Voraussetzungen eines Patienten ein.

Im Rehabiltationszentrum Bad Hofgastein wurde das Pilotprogramm im April gestartet und erste Erfahrungen damit gesammelt. "Die ersten Rückmeldungen sind gut", sagt Stefan Strauß, der das Rehazentrum leitet. Allerdings: Die Patienten müssen wirklich sehr motiviert sein, weil es ein überaus anstrengendes Programm ist. Warum: Weil ihr Arbeitsalltag jeden Tag simuliert wird. Das heißt zum Beispiel: "Bewegungsabläufe trainieren." Kernstück ist der so genannte Workpark, mit dem manuelle Berufe simuliert werden. Heben, drehen, strecken, da könne man vieles falsch machen.

Neu lernen

Auch langes Sitzen ist für Menschen mit Bandscheibenproblemen ein gesundheitliche Herausforderung. "Richtig sitzen ist echt nicht einfach", sagt Strauß, es sei schwierig zu therapieren und für Büroangestellte genauso relevant wie für LKW-Fahrer. Doch es lässt sich üben. Mit den Therapeuten wird die Situation am Arbeitsplatz simuliert und bis zu vier Stunden lang jeden Tag im Reha-Zentrum geübt.

RehaJet findet in zwei Stufen statt. Während in Stufe 1 die individuellen Bedürfnisse der Reha-Patienten festgestellt und entsprechende Therapien, Behandlungen und Schulungen absolviert werden, ist bei Stufe 2 noch mehr Motivation und aktive Mitarbeit gefragt. Im Zuge der Therapie kann sich herausstellen, dass eine Umschulung eine Variante sein muss. Seit Beginn des Pilotprojekts haben 120 Patienten teilgenommen. Evaluiert wird laufend. "Wenn es sich bewährt, werden wir RehaJet ausbauen", sagt PVA-Chefarzt Martin Skoumal. (red/APA, 20.10.2018)