Essen und Trinken kommen in Science-Fiction-Filmen ja relativ selten vor. Und wenn, dann schlürfen die Zukunftsmenschen da maximal irgendwelche Cocktails in originellen Farben, haben eventuell einen zappelnden Tausendfüßler im Tee oder streiten sich um Soylent-Green-Täfelchen. Fortbewegung, Kleidung, Frisuren, Freizeitgestaltung und natürlich Waffen beflügeln die Fantasie der Drehbuchautoren da viel mehr und werden im realen Alltagsleben des Jahres 2048 wohl nach wie vor eine Rolle spielen. Nur: Ernährung höchstwahrscheinlich halt auch.

Und die Chance, dass sich das mit dem Essen und Trinken in den nächsten dreißig Jahren ein bisschen verändern könnte, darf man als groß bezeichnen – aus klimatischen, politischen, ökonomischen, kulturellen, soziologischen und vielleicht auch moralischen Gründen.

Der folgende Fragebogen zeigt Ihnen, wie fit Sie für die Zukunft sind, und wird Ihnen im Jahr 2048 beweisen, dass Sie es schon vor dreißig Jahren gewusst haben.

Die Auflösung des Fragebogens finden Sie in der STANDARD-Ausgabe vom 19. Oktober 2048.

1. Werden wir in Zukunft genau das Gleiche essen wie heute?

a) Wenn es uns heute schmeckt, warum nicht auch in dreißig Jahren?

b) Das wird sehr – noch mehr als heute – davon abhängen, wo man lebt, mit welchen finanziellen Sicherheiten man ausgestattet ist und welche Ansprüche man an seine Ernährung stellt.

c) Nein, wir werden uns dank Wissenschaft und Forschung besser ernähren, gesünder, wohlschmeckender und nachhaltiger.

d) Nein, wir werden nur mehr Junkfood essen, das uns internationale Konzerne dank mediengesteuerter Gehirnwäsche schmackhaft machen.

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2. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, für deren Versorgung man bei aktuellem Stand der Ressourcennutzung drei Planeten Erde brauchen würde. Geht sich das aus?

a) Klar, werden wir halt alle ein bisschen dünner, auch kein Schaden.

b) Es könnte sich schon ausgehen, wenn sofort Maßnahmen zur Ressourcenschonung, zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zur Verschwendungsvermeidung getroffen werden würden.

c) Natürlich! Die Wissenschaft wird Wege finden, andere Planeten zu bewirtschaften oder Farmen im Weltraum zu installieren. Wir werden in Saus und Braus leben.

d) Wir werden alle verhungern!

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3. Wird der Klimawandel die Ernährungssituation der Welt beeinflussen?

a) Wenn es regnet oder kalt ist, esse ich sowieso nicht draußen.

b) Mit Sicherheit. Temperatur, Wasser und Bodenbeschaffenheit sind die Basis jeder Landwirtschaft. Versorgungssicherheit wird nur gelingen, wenn der Anbau klima-unabhängig gestaltet werden kann. Wir werden höchstwahrscheinlich andere Dinge, wahrscheinlich weniger Fleisch, wahrscheinlich mehr Pilze und Leguminosen und vielleicht mehr Algen essen.

c) Nein. Erstens wird das mit dem Klimawandel dank Wissenschaft und Forschung bald wieder vorbei beziehungsweise nie wirklich Thema sein, und zweitens wird die Gentechnik noch zeigen, was alles möglich ist.

d) Wir werden alle sterben!

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4. Wird sauberes Trinkwasser in dreißig Jahren ein entscheidender ökonomischer, ökologischer und politischer Faktor sein?

a) Wenn es regnet oder kalt ist, esse ich sowieso nicht draußen.

b) Mit Sicherheit. Temperatur, Wasser und Bodenbeschaffenheit sind die Basis jeder Landwirtschaft. Versorgungssicherheit wird nur gelingen, wenn der Anbau Klima-unabhängig gestaltet werden kann. Wir werden höchstwahrscheinlich andere Dinge, wahrscheinlich weniger Fleisch, wahrscheinlich mehr Pilze und Leguminosen und vielleicht mehr Algen essen.

c) Nein. Erstens wird das mit dem Klimawandel dank Wissenschaft und Forschung bald wieder vorbei beziehungsweise nie wirklich Thema sein, und zweitens wird die Gentechnik noch zeigen, was alles möglich ist.

d) Wir werden alle sterben!

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5. Wird sich eine Verknappung fossiler Energieträger auf Transport und Logistik auswirken und damit unser Nahrungsmittelangebot beeinflussen?

a) Wenn's keinen Benzin mehr gibt, fahr ich halt mit dem Elektroauto in den Supermarkt. Oder ich lass mir liefern.

b) Zweifellos ja. Ein großer Teil der Nahrungsmittel wird heute über den Schiffsverkehr transportiert, dessen Treibstoff Schweröl ist. Auch sind wir nach wie vor weit davon entfernt, beim Transport – auch von Lebensmitteln – eine Kostenwahrheit vorzufinden. Das wird wohl nicht immer so bleiben, extrem energieintensive Lebensmittel wie zum Beispiel Fleisch aus Massentierhaltung dürften da eine Kostenkorrektur erfahren.

c) Kaum. Sonnen- und Windenergie werden fossile Brennstoffe ersetzen, und es geht weiter wie bisher, nur besser, schneller und schöner.

d) Ich brauche ganz dringend einen neuen Gepäckträger für mein Fahrrad!

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6. Werden sich politische Krisen und Verschiebungen von Freihandelsabkommen auf unser Konsumverhalten auswirken?

a) Wieso sollten sie? Interessiert mich, was die Russen essen? Und Brexit? Na, da haben wir uns kulinarisch ja eher verbessert!

b) Höchstwahrscheinlich ja. Wir nehmen die augenblickliche Versorgungslage als selbstverständlich hin und vergessen, dass sie das Produkt eines goldenen Zeitalters des Friedens und Freihandels ist. Noch vor dem EU-Beitritt Österreichs 1995 war in Österreich kaum Prosciutto zu bekommen. Zölle, Kontingente und Embargos können das Angebot ganz schön drastisch verändern.

c) Nur bedingt, denn dank Wissenschaft und Forschung wird es in Zukunft möglich sein, jedwedes Lebensmittel an jedem Flecken der Welt zu generieren. Heute züchtet man immerhin schon Süßwassergarnelen in Bayern, Vogel Strauß im Kamptal und Cabernet Sauvignon in Stammersdorf. Alles ist möglich.

d) Meine Güte, nur mehr Kraut und Erdäpfel ...

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7. Werden uns in den nächsten dreißig Jahren Lebensmittelskandale beschäftigen?

a) Ich finde nur die Portionsgrößen skandalös.

b) Mit hoher Wahrscheinlichkeit. In dem Moment, wo der ökonomische Druck auf die Lebensmittelproduktion steigt, wird auch verstärkt manipuliert, gefälscht, betrogen und gestreckt werden. Und weil Lebensmittelproduktion keine Angelegenheit des kleinen Fleischhauers von nebenan mehr ist, sondern das Business globaler Industrien, wird die Kontrolle immer schwieriger beziehungsweise muss diese auch politisch gewollt sein. Soll heißen: ziemlich sicher, aber ob wir's mitbekommen, ist eine andere Frage.

c) Nein. Je ausgefeilter die Technik, desto besser die Kontrolle. Es wird nicht lange dauern, da werden wir mittels Handy-App feststellen können, womit wir's am Teller zu tun haben. Alles wird gut.

d) Oh Gott, man kann überhaupt nichts mehr essen!

Foto: Heribert Corn

8. Was wird der Alltagssnack der Zukunft sein?

a) Der Burger wird den Leuten irgendwann wohl doch einmal zum Hals raushängen, dann wahrscheinlich wieder Schnitzel. Oder Pulled Pork.

b) Es wird wahrscheinlich darum gehen, möglichst viel Protein, Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe möglichst kosteneffektiv, wohlschmeckend und mit appetitlicher Optik verabreichen zu können. Pilze, Algen, Bohnen, vielleicht Insekten (wahrscheinlich aber nicht), stark zerkleinert und in appetitliche Form gebracht, werden die Leute schon essen. Eine Denaturierung, wie sie bei Leberkäse möglich ist, sollte mit Designer-Food auch gelingen.

c) Jedes Jahr etwas anderes. Einmal In-vitro-Ei vom Bressehuhn mit Kaviar aus der nachhaltigen Stör-Farm mit schwarzer Zuchttrüffel, einmal Wagyu-Burger aus dem Labor. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen ...

d) Gräser, Rinde, Käfer. Konserven, die wir heute tief vergraben.

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9. Wird es im Meer noch Fische geben?

a) Hoffentlich welche ohne Gräten!

b) Wenn der industrielle Fischfang und die Turboverschmutzung der Meere genau jetzt beendet werden, wahrscheinlich. Sonst eher nicht.

c) Aber natürlich. Das Meer ist ein extrem regeneratives System, die eine oder andere kleine, kurzzeitige Fangeinschränkung, ein bisschen Hilfestellung durch Wissenschaft und Forschung, und die Dover-Sole kann schon wieder auf meinen Teller hüpfen. Und wenn nicht Dover-Sole, dann halt Hummer, die sollen sich ja gerade so stark vermehren.

d) Tote Meere ...

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10. Werden wir uns unser Essen noch leisten können?

a) Das hängt in erster Linie vom Wirten ab.

b) Essen und Trinken nehmen in Mitteleuropa derzeit den geringsten Anteil am durchschnittlichen Budget eines Haushalts ein, rund zwölf Prozent. Ob dieser Trend zunimmt und immer weniger für Essen und Trinken ausgegeben wird oder ob sich dieser Trend einmal umkehrt, ist die Frage.

c) Da kann man völlig auf die Regulierungskraft des Marktes vertrauen. Essen wird besser und billiger und alle werden mehr daran verdienen.

d) Wir werden arm sein und dann verhungern.

(vorgekostet von den Ochsen im Glas, 19.10.2018)

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"Ochs im Glas" ist ein TV-Kochformat von Journalist Florian Holzer, Fotograf Ingo Pertramer und Künstler Thomas Nowak, das auf unterhaltsame Weise den bewussten Umgang mit Lebensmitteln thematisiert. Im Frühjahr 2019 startet im Rahmen der ORF-1-Dienstagnacht die neue Staffel "Fisch ahoi – Das Meer braucht eine Pause".

Noch mehr Gewissensfragen stellen die "Ochsen" im Video.

DER STANDARD