Wien – Wenn am 10. November das Haus der Geschichte Österreich (HDGÖ) seine Pforten öffnet, wird auch das Ephesos-Museum wieder zugänglich. Die Pause hat man für ein Update der Schau genützt, sagt Georg Plattner, Direktor der Antikensammlung und des zum Verband des Kunsthistorischen Museums (KHM) gehörenden Ephesos-Museums. Nach dem Ende der HDGÖ-Eröffnungsschau soll erstmals der antike Fries des Heroon von Trysa in den dafür extra statisch verstärkten Räumen gezeigt werden: zunächst einige Stücke, ab 2022 dann als Ganzes.

Heroon ist die Bezeichnung eines Grabdenkmals für einen heldisch verehrten Menschen, der durchaus eine Sagengestalt gewesen kann: Solche Anlagen wurden oft lange nach den – möglichen oder tatsächlichen – Lebzeiten der betreffenden Person errichtet. Das aus dem 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammende Heroon von Trysa liegt in der antiken Region Lykien im Südwesten der Türkei und wurde 1841 vom Forschungsreisenden Julius August Schönborn entdeckt. Vier Jahrzehnte später wurden die über 150 Reliefplatten des Frieses mit türkischer Genehmigung nach Wien gebracht.

Chance genutzt

Das Ephesos-Museum, dessen Grundlage die seit 1895 durchgeführten österreichischen Grabungen in der einstigen antiken Metropole bilden, ist seit rund einem Jahr geschlossen. Grund dafür waren die Vorbereitungen für das HDGÖ, mit dem man sich das Foyer teilt. Die Sanierung der nunmehrigen HDGÖ-Räume wurde dafür explizit mit Blick auf die Nachnutzung durch das Ephesos-Museums vorangetrieben.

Um die monumentalen Steinreliefs aus Trysa, die einst die Umfassungsmauer des Heroon bildeten, erstmals öffentlich zeigen zu können, ging ein großer Teil der rund sechs Millionen Euro teuren Umbauarbeiten in Verbesserungen der Statik der Säle. Die rund 200 Laufmeter des Frieses zeigen eine Vielzahl der klassischen Sagen der antiken Welt und bringen dementsprechend ein stattliches Gewicht auf die Waage. "Mit dieser Raumgruppe ist es erstmals möglich, in voller Länge alle vier Seiten des Monuments endlich auszustellen", betonte Plattner.

Schwerpunktsetzung

Neue Beschriftungen für die Ausstellungsobjekte wurden angebracht und "das eine oder andere Stück wieder aus den Depots in die Ausstellung zurückgeholt". Darunter etwa eine einzigartige Serie spätantiker Porträts, die zuletzt vor mehr als 20 Jahren im KHM-Haupthaus zu sehen waren. Überhaupt noch nie gezeigt wurde beispielsweise ein ganzer "Blumenstrauß prächtiger Buntmarmore" aus Ephesos. Außerdem gebe es einige Statuen zu sehen, die erst kürzlich restauriert wurden. Ein neues Highlight ist überdies die monumentale Statue der Hera von Ephesos, die die Akademie der bildenden Künste Wien als Dauerleihgabe zu Verfügung stellt.

Durch die Neuaufstellung des Museums könne man nun das Bild der antiken Stadt Ephesos besser zeichnen und in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften ihre Geschichte besser erzählen. Mehr Augenmerk werde man überdies auf Funde aus Samothrake und Trysa legen. "Es ist somit eigentlich ein 'Westkleinasienmuseum'", so Plattner.

Gratiseintritt von 10. bis 12. November

Für die Präsentation müsste jedoch das HDGÖ nach seiner Eröffnungs-Sonderschau wieder weichen. "Die Frage ist, was nach dieser Sonderausstellung passiert. Wir hoffen natürlich, dass wir die Räume möglichst bald beziehen können." Käme das nicht zustande, wäre dies für Plattner ein Rückschlag: "Das Monument von Trysa hätte es wirklich verdient, adäquat aufgestellt zu werden." Seit rund 120 Jahren scheiterten sämtliche Versuche, das zu bewerkstelligen, dementsprechend wäre die nun greifbare Umsetzung "ein allerhöchster Wunsch". Vor allem da jetzt auch um "teures Geld" die Umbauten gemacht wurden.

In der im November beginnenden Zeit der Parallelität der beiden Museen wird es ein gemeinsames Ticket für die beiden Einrichtungen geben. Von 10. bis 12. November ist der Besuch gratis. Die Koexistenz habe trotz der "für beide Seiten nicht unbedingt idealen Bedingungen" bisher jedenfalls "hervorragend funktioniert", betonte Plattner, der auch auf den Festakt zum 40-Jahr-Jubiläum des Ephesos-Museums am 7. Dezember verwies. (APA, red, 19.10.2018)