Deutschlands Polizei übte Anfang September am Bahnhof Stuttgart für den Ernstfall eines Terrorangriffs. Nun konnte laut Meldungen ein Anschlag verhindert werden.

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Hamburg – Eine über mehr als ein Jahr andauernde Geheimoperation des Bundesamts für Verfassungsschutz und des Bundeskriminalamts hat einen bisher unbekannten Anschlagsplan der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in Deutschland durchkreuzt. Das berichtete das Magazin "Die Zeit" am Mittwoch.

Ende 2016 hatte der IS demnach den Auftrag erteilt, einen Großanschlag in Deutschland auszuführen. Eine zentrale Rolle in der Planung sollte ein deutsches Ehepaar spielen. Marcia M. und Oguz G. waren im Herbst 2015 nach Syrien ausgereist und hatten sich dem IS angeschlossen. Nach Erkenntnissen der Ermittler sah der Plan vor, dass drei Zellen mit potenziellen Attentätern nach Deutschland geschleust werden sollten. In Deutschland sollten die Männer zur Tarnung verheiratet werden. Nach jetzigem Ermittlungsstand hatte der IS möglicherweise ein Musikkonzert als Anschlagsziel erwogen.

Verfassungsschutz in der Leitung

In Chatnachrichten, die die deutschen Behörden überwachten, hatte Marcia M. im Auftrag der Terrororganisation von der syrischen Stadt Raqqa aus Frauen in Norddeutschland gesucht, die bereit waren, potenzielle Attentäter zu heiraten. Unwissentlich kommunizierte M., die aus Salzgitter stammt, dabei mit einer Zuträgerin des Bundesamts für Verfassungsschutz. Später übernahmen das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen.

In den Chatnachrichten Ende 2016 und Anfang 2017 war von mehreren "Paketen" die Rede. Die "Brüder", die nach Deutschland kommen sollten, hätten "eine sehr wichtige Arbeit zu erledigen", so Marcia M. Der Auftrag geht den Ermittlungen zufolge offenbar auf einen hochrangigen IS-Funktionär mit dem Kampfnamen Abu Mussab al-Almani zurück.

Getöteter Schweizer

Dahinter soll sich der inzwischen offenbar bei Kämpfen in Syrien zu Tode gekommene Schweizer Thomas C. verbergen, der als ranghöchster bekannter IS-Funktionär aus dem deutschsprachigen Raum galt. Die Planungen für den Terroranschlag wurden durch die Ermittlungen der deutschen Behörden sowie den Zerfall des IS durchkreuzt.

Im Oktober 2017 stellten sich Marcia M. und ihr Ehemann Oguz G. während des Falls von Raqqa den kurdischen Behörden. Sie sitzen seither in kurdischen Gefängnissen in Nordsyrien in Haft und warten auf ihre Überstellung nach Deutschland. Gegenüber dem deutschen Bundesnachrichtendienst hat Marcia M. mittlerweile ihre Beteiligung an dem Plan eingeräumt. In der Bundesrepublik droht dem Ehepaar eine Anklage durch die Bundesanwaltschaft sowie eine mehrjährige Gefängnisstrafe. (APA, 17.10.2018)