Screenshot der neuen Grünen-Kampagne.

Foto: Screenshot/Grüne

Wien – Von den Erfolgen der deutschen Parteifreunde wie zuletzt bei der Bayern-Wahl können die heimischen Grünen nur träumen. Aus dem Nationalrat geflogen, finden sie schwer Gehör. Und wäre das nicht schon genug, kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Die Bundesgrünen haben zwar ihre Schulden von 2,5 Millionen Euro netto abtragen können, für zukünftige Kampagnen fehlt allerdings das Geld.

Die Grünen in Österreich wollen sich neu aufstellen. Das dafür nötige Budget soll über eine Fundraising-Kampagne zustande kommen, die am Donnerstag startet.
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Letzteres soll sich jetzt ändern. Weil die Grünen keine staatliche Fördertöpfen anzapfen können, heißt es zurück zum Ursprung. Die eigene Wählerschaft soll es also richten. Am Mittwoch haben die Grünen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.

"Das wird ein Teil einer Kampagne für die Wiederauferstehung der Grünen", sagt Parteichef Werner Kogler zum STANDARD. Die so gesammelten Mittel wolle man thematisch in den Bereichen Ökologie und Gerechtigkeit investieren. Konkret geht es etwa bei Letzterem um den Streit über die Mindestsicherung. "Realpolitisch können wir mit unseren Landesrätinnen und Landesräten dagegenhalten", sagt Kogler. Daneben wolle man aber auch Projekte und Kampagnen starten. Ein weiteres Thema auf der grünen Agenda: der Kampf gegen Kinderarmut.

Städter im Blick

Vor allem über die sozialen Netzwerke sollen Zahlungswillige angesprochen werden, eine eigenen Homepage gibt es natürlich auch: Auf jetztgehtsgruen.at wird um Spenden geworben. Soweit es das Budget erlaubt, gibt es Onlinewerbung. "In der ersten Phase sprechen wir die Städter an", erklärt Tina Kasperer. Die Kommunikationsberaterin und Unternehmerin organisiert für die Grünen die Kampagne mit und verspricht "knackige Botschaften". Angesprochen werden sollen aber nicht nur junge, urbane Menschen oder typisch grüne Stammwähler. Für sie denkbar wäre auch der Zuspruch von Seniorinnen und Senioren, denen die derzeitige politische Lage nicht gefällt.

Keine "Wunschliste"

Ein Spendenziel sei nicht definiert, sagt Kasperer. Denn eine Summe zu nennen wäre seltsam, wäre diese doch entweder zu gering angesetzt oder viel zu hoch. Die zweite Möglichkeit wäre gewesen, konkrete Projekte, die man finanzieren will, zu nennen. "Das klingt dann wie eine Wunschliste", findet Kasperer. Grünen-Chef Kogler gibt zu, dass die Geldsammelkampagne "Neuland" für seine Partei ist. Auch er glaubt nicht, dass man eine fixe Summe als Ziel nennen sollte.

Weiteren Rückenwind erhofft man sich vom Bundeskongress, der am 17. November in Wien stattfindet. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Vorstands und die des Bundessprechers. Kogler wird dort kandidieren. (Peter Mayr, 17.10.2018)