Menschen aus ganz Österreich haben sich vergangenen Samstag zum politischen Diskurs im Rahmen von "Österreich spricht" getroffen. Wie das Gespräch erlebt wurde, worüber sie gesprochen haben und was sie für sich mitnehmen, haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion verraten.

Wie haben Sie das Gespräch erlebt?

War es eine konstruktive Diskussion? Welche Erwartungen hatten Sie – und wurden diese erfüllt? Hat das Gespräch bei Ihnen mehr Verständnis für politisch Andersdenkende bewirkt? Was nehmen Sie für sich persönlich aus dem Treffen mit?

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Hermine Moser und Gudrun Eidenberger waren zwar nicht verschiedener Meinung, konnten aber mit ihrer Gesprächspartnerin Sorgen teilen.

Foto: Hermine Moser/Gudrun Eidenberger

Vincent Schmidts und Thomas Lendl haben sich bereits am Vorabend von "Österreich spricht" getroffen: "Wir haben uns im Amerlinger Beisl im 7. getroffen. Es war ein schöner Abend, und wir hatten sehr interessante Gespräche über Biologie, Filme und Politik", so Schmidts

"Mein Gesprächspartner war ein sehr gescheiter, vielseitig interessierter junger Mann. Wir wollten eigentlich beide jemand treffen, der weiter rechts steht, aber es gab dann keine Notwendigkeit für Überzeugungsarbeit, weil wir sehr ähnliche Meinungen hatten", fasst Thomas Lendl das Treffen zusammen.

Foto: Vincent Schmidts/Thomas Lendl

"Habe eine tolle, engagierte junge Frau kennengelernt. Sie hat mich mit ihren politischen Überzeugungen beeindruckt, und ich freue mich schon auf ein weiteres Treffen", fasst Evelyn Hetzing ihre Erfahrung zusammen.

"Evelyn und ich hatten dieselbe Meinung zur aktuellen politischen Situation in Österreich, daher haben wir uns bestens verstanden. Beim nächsten politischen Desaster treffen wir uns wieder, um gemeinsam Lösungsansätze zu diskutieren", schreibt Laura Seiler.

Foto: Evelyn Hetzinger/Laura Seiler

"Für mich beziehungsweise für uns hatte es keinen Widerpart gegeben, trotzdem haben wir uns getroffen und mit mehrfachen Anläufen nach unseren Unterschieden geforscht. Wir fanden weitere Übereinstimmungen in unseren politischen und sozialen Standpunkten und Engagements. So konnten wir nicht unsere Fähigkeiten zum Dialog mit Andersdenkenden üben, aber wir bleiben vernetzt", sagt Hubert Herzog über sein Treffen.

Regina Dachs, seine Gesprächspartnerin, meint dazu: "Wir konnten interessante Gemeinsamkeiten austauschen. Unsere Themen waren Flüchtlingspolitik, Vereinsarbeit, Verkehrspolitik in Salzburg und die politische Landschaft in Bund, Land und Gemeinden. Mein Gesprächspartner hat sich redlich bemüht, Unterschiede aufzuspüren. Ich bin vorher schon zu der Ansicht gekommen, dass auch über Gemeinsamkeiten der Horizont erweitert werden kann. 'Österreich spricht' ist extrem wichtig in Zeiten wie diesen. Wir alle sind aufgerufen, politisch Stellung zu nehmen, ohne die Menschen, die nicht unserer Meinung sind, zu diskreditieren. Wir alle können nur über das Du Veränderungen möglich machen. In Zeiten wie diesen müssen wir erst lernen, dieses Du wahrzunehmen und wie wir kommunizieren."

Foto: Hubert Herzog/Regina Dachs

"Wir haben vier Stunden am Stück geredet. Es war sehr interessant und lustig zu plaudern. Über Persönliches, Politik, Hobbys, und wir hatten viel Übereinstimmendes, aber nix Kontroversielles", so Edith Kugi-Mazza über ihr Gespräch mit Marion Linger.

Foto: Marion Linger/Edith Kugi-Mazza

"Interessant war es, von einer deutschen Staatsbürgerin ihre Wahrnehmungen zur Situation in Österreich und in Deutschland zu erfahren, und wie sich die Wahrnehmung der deutschen und der österreichischen Situation im Laufe der von ihr in Österreich verbrachten Jahre verändert beziehungsweise annähert. Interessant auch die Diskussion darüber, dass die Angst vor dem sozialen Abstieg nicht nur auf diejenigen begrenzt ist, die ihre Lebens- und Arbeitsplatzsituation unmittelbar durch den Zuzug von Migranten gefährdet sehen, sondern dass sich die tiefe Verunsicherung der Gesellschaft und diffuse Ängste bis in die obere Mittelschicht ziehen und auch hier eine Verunsicherung und eine Angst vor dem Verlust des Erworbenen Platz greifen, die mit einer Zuwendung zu rechten Parteien, die einfache Lösungen bieten, beantwortet werden", fasst Markus Aichelburg sein Gespräch zusammen.

"Zwar haben sich unsere Meinungen nicht geändert, dennoch war es interessant zu hören, mit welchen Gefühlen andere Menschen derzeit zu kämpfen haben. Wie sie die Zukunft sehen, wie sie sich die aktuelle Lage in Europa erklären und wie sehr es deren Leben beeinflusst", schreibt Gianna Schöneich.

Foto: Markus Aichelburg/Gianna Schöneich

"Es war erwartungsgemäß ein freundliches Gespräch. Interessante Themen über Gleichbehandlung von Frauen und Männern beziehungsweise Akzeptanz von Homosexualität, über Demokratie/Populismus/Mehrheiten zu spezielleren Themen wie bedingungslosem Grundeinkommen wurden zwar zum Teil aus unterschiedlichen Sichten diskutiert, konnten uns aber niemals von überwiegender Überstimmung abbringen. Bei der Diskussion über den Generationenunterschied war überraschend, dass meine Gesprächspartnerin einwarf, dass der jüngeren Generation Solidaritätsbewusstsein und Hilfsbereitschaft fehlen dürfte, teils smartphonebedingt. Letztlich haben wir das aber weniger der Generation als dem Medium zugeschrieben. Beim Thema 'Muss Politik Kultur fördern?' kamen die kulturellen Leidenschaften durch zur Meinung: Natürlich müssen vor allem auch Randkulturen gefördert werden. Bei Forschung würde auch niemand nur Althergebrachtes fördern. Das Wort 'Gegenteil' kam nie vor, andere Meinungen ermöglichen neue Sichten", so Artur Huemer über seine Erfahrung im Gespräch mit Johanna Kriechbaumer, die "Österreich spricht" als Format mit Wiederholungspotenzial sieht, denn "der Redebedarf ist sicherlich vorhanden".

Foto: Johanna Kriechbaumer/Artur Huemer

Kurt Forstner und Sebastian Kolendowicz haben sie am vergangenen Samstag zum Austausch getroffen.

Foto: Kurt Forstner/sebastian kolendowicz

"Die anfängliche Sorge, wer weiß, auf wen ich mich da einlassen muss, verflog sehr rasch, und es wurde ein nettes Gespräch. Da die kontroversen Themen gar nicht so kontrovers waren, wurde es mehr ein anregender Austausch, wo es auch schon um Feinabstimmung ging. Und auch mein ursprüngliches Nein zur Vereinbarkeit von Islam und europäischen Werten wurde aufgeweicht, da ein liberaler Islam sehr wohl vereinbar scheint und es im Endeffekt vielleicht gerade nun in Europa die Chance dafür gibt, diesen zu entwickeln", beschreibt Ruth Rieder ihr Treffen.

"Ich hätte mir ein heterogenes Meinungsbild beziehungsweise eine aktiv entgegen meinen Ansichten stehende Person gewünscht – auch um aus der eigenen Bubble auszusteigen und den Horizont zu erweitern", schreibt Chris. S.

Foto: Chris S./Ruth Rieder

"Es gab wenige Knackpunkte, wo wir uns eingestehen mussten, dass wir andere Meinungen haben. Das ist auch verständlich, und es wäre schade, wenn man in allen Dingen übereinstimmen würde. Meine Befürchtung war, dass es aufgrund des Altersunterschied zwischen mir (27) und Franz (70) Differenzen in der Diskussionskultur gibt. Seine Argumente waren, sofern möglich, mit wissenschaftlichen Papieren oder Ansprechpersonen untermauert.", lässt Stefan Haas sein Gespräch Revue passieren.

"Natürlich hat es Meinungsverschiedenheiten im Detail zu einigen Fragen gegeben, jedoch gerade diese Tatsache war es, die ein lebendiges Gespräch unter Achtung der anderen Meinung zuließ, auch der Altersunterschied spielte hierbei keine Rolle, da wir aufgrund von Fakten unseren Meinungsaustausch gestaltet haben. Es war eine Bereicherung", so Franz Köck.

Foto: Stefan Haas/Franz Köck

Konrad Egger und Emmerich Spring konnten über viele interessante Themen sprechen.

Foto: KOnrad Egger/ Emmerich Spring

Brigitte Lüth und Philip Sager werden sich zu weiteren Gesprächen treffen.

Foto: Brigitte Lüth/Philip Sager

"Er hatte nur die Frage nach dem Positiven an Trump damit beantwortet, dass er hofft, dass dessen Politik die Menschen aufrütteln wird. Sonst waren wir in allen Belangen einer Meinung, konnten unsere Positionen übereinstimmend noch feinabstimmen", so hat Robert Glattau das Gespräch erlebt.

Manuel Schwabl zieht folgendermaßen Bilanz: "Ein Unterschied hat sich allerdings in der Einstellung gezeigt: optimistisch versus pessimistisch. Ich wurde von meinem Gesprächspartner fälschlicherweise als Trump-Befürworter dargestellt. Etwas voreilig, denn tatsächlich hoffe und glaube ich nur, dass Trump als Negativbeispiel die Welt und die Menschen beeinflussen wird. Wir bleiben in Kontakt."

Foto: Robert Glattau/Robert Schwabl

Gisela Reiter und Ulrike Unterthurner tauschten sich unter anderem zum Thema Feminismus aus.

Foto: Gisela Reiter/Ulrike Unterthurner

"Ich bin mir über die politische Einstellung meines Gesprächspartners (und vielleicht auch über meine) noch immer nicht ganz sicher, aber das Gespräch hat sicher geholfen, um dem näher zu kommen", ist das Resümee von Martin Köberl.

"Tolles Gespräch, bei 40 Jahren Altersunterschied kann jeder Teilnehmer etwas lernen. Die Fragen haben wir brav abgearbeitet, Unterschiede sind geblieben, aber das Verständnis für den anderen Blickwinkel war wichtig", so Peter Ketzer abschließend.

Foto: Martin Köberl, Peter Ketzer

Gudrun Freis Bericht über das Treffen mit Gisela Weisz: "Wir sprachen viel über persönliche Erfahrungen und die eigene Lebensgeschichte. Ich bin der Meinung, dass eine alleinige Ja/Nein-Beantwortung der 'Österreich spricht'-Fragen schon provokativ ist. Aber so ist man natürlich gezwungen, sich zu erklären. Bezüglich der Stellung des Islam in Europa konnten wir uns nicht einigen, akzeptierten aber die jeweilige Position der anderen."

"Da wir beide Pädagoginnen sind, diskutierten wir leidenschaftlich über bildungspolitische Themen: kontrovers, aber immer respektvoll, differenziert und reflektiert, nicht ideologieverbissen, sondern schülerzentriert", so Weisz.

Foto: Gudrun Frei, Gisela Weisz

Was das Rauchverbot in Beisln betrifft hatten Maria Reiner und Christine Schönberg bei ihrem Treffen eine unterschiedliche Meinung.

Foto: María Reiner, Christine Schönberg

Für Sabine Kampmüller war es ein gutes Gespräch und ein interessanter Austausch mit nicht so unterschiedlichen Meinungen. Alexander Masching meint zur Diskussion: "Es ging lediglich um Nuancen und Interpretationen der zwei gegenteilig beantworteten Fragen: "Ist der Islam mit europäischen Werten vereinbar?" und "Verlangt unsere Gesellschaft, dass Frauen für die Kindererziehung ihre Karriere hinten anstellen?" – Ich hatte verneint, sie bejaht. Der "Streitpunkt" beim Ersten war, was diese Werte überhaupt sind und was "der Islam" sein soll beziehungsweise warum dieser explizit genannt wird, wenn es eigentlich alle monotheistischen Religionen betrifft. Bei der zweiten Frage haben wir über unsere neoliberale Hegemonie diskutiert und ob man nicht insgesamt weniger arbeiten sollte – Mann und Frau gleichermaßen."

Foto: Sabine Kampmüller, Alexander Masching

Hermann Seiwald und Ernst Fortunits begrüßten die Face-to-Face-Kommunikation, in der man über die diversesten Themen sprechen konnte.

Foto: Hermann Seiwald, Ernst Fortunits

Für Marion Schweitzer war es ein überaus interessanter Nachmittag, da ihre Gesprächspartnerin von ihren Erfahrungen im Nahen Osten erzählte, während Theresa Herzog es begrüßte, mit jemanden jüngeren diskutieren zu können. (ugc, 15.10.2018)

Foto: Marion Schweitzer, Theresa Herzog