Die erste, aber wohl nicht letzte E-Bike-WM fand im September in Osttirol statt.

Foto: APA

Die Zahl ist Schwachsinn, aber ihre Geschichte stimmt. "750.000 Österreicher wollen sich demnächst ein E-Bike zulegen", lautete der Satz zur Zahl. Sie wurde bei der Präsentation des "Sportberichtes 2018" der Intersport-Kette vor zwei Wochen in den Raum gestellt. Dass gleich darauf der Gesamtfahrradmarkt mit 410.000 Stück per anno beziffert wurde, irritierte die Studienmacher keine Sekunde. Egal. Denn daran, dass das vorangestellte E von "bei jedem Dritten" rapide zu "jedes zweite verkaufte Rad" driftet, zweifelt niemand.

Austrounikum

Zielgruppe sind längst nicht mehr nur remobilisierte Senioren: Urban ist E ein echter Faktor – und wird mittelfristig Planer und Politik dazu zwingen, groteske bis gefährliche Infrastrukturidiotien endlich zu überdenken: die hirnrissige Verschränkung von Rad- und Gehwegen. Das Austrounikum der Zehn-km/h-Kreuzungsannäherunglimits. Die Radwegpflicht. Generell: die Verteilung von Raum.

Noch rascher dreht E um bei Mountainbikes. Unmotorisierte Bikes werden zum Nischenprodukt. Bergretter beklagen das zunehmende Auftreten einer neuen Gattung von "Halbschuhtouristen" ("Fahren wo rauf und kommen nimmer runter"). Und das Zusammenleben im Wald braucht neue Regeln.

Vergleich Skisport

Die Hoffnung mancher Vertreter der "reinen Lehre" ("Das ist kein Sport und wird wieder verschwinden") wird sich aber wohl nicht erfüllen: Als die ersten Skilifte in den Alpen errichtet wurden, gab es ähnliche Unkenrufe. Dass es ein klein wenig anders kam, definiert heute Österreichs Tourismus und Identität. (Thomas Rottenberg, 16.10.2018)