Lachen inzwischen nicht mehr so viel wie bei der Forderungsübergabe vor einem Monat: Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer (links) und Arbeitgeber-Chefverhandler Johannes Collini.

Foto: APA / Robert Jäger

"Kein Abschluss zulasten der Zukunft": Mit diesem Schutzschild sind die Arbeitgeber der Metallindustrie in die diesjährige Herbstlohnrunde gegangen. Um die Forderungen von Arbeitnehmern und Gewerkschaften abzublocken, haben sie Pflöcke eingeschlagen, die gedeihliche Verhandlungen zumindest atmosphärisch erschweren.

Die wichtigste: Mit dem zu hohen Vorjahresabschluss (plus drei Prozent) habe man Löhne und Gehälter bereits im Voraus erhöht. Heuer sei angesichts der abflauenden Konjunktur nichts mehr drin, denn die Kollektivvertragsabschlüsse "galoppieren davon", wie der Obmann der Metalltechnischen Industrie, Christian Knill, vorrechnet. Der Verbraucherpreisindex sei seit 2005 um 27 Prozent gestiegen, die KV-Entgelte um 38 Prozent, die Produktivität aber nur um 9,5 Prozent. Selbst heuer, wo die Konjunktur läuft, steige die gesamtwirtschaftliche Produktivität nur um 1,4 Prozent.

Garniert mit Reizthemen

Garniert wird all das mit Änderungswünschen, für die unter dem Schlagwort "Kollektivvertrag 4.0" vor allem in der größten Industriesparte, der Maschinen- und Metallverarbeitenden Industrie mit rund 130.000 Beschäftigten (inklusive Gießereien), die Werbetrommel gerührt wird. Zur Disposition steht dabei offenbar alles, selbst die vom Arbeitgeber zu gewährenden freien Tage für Hochzeit oder Wohnsitzwechsel.

Für Produktions- und Privatangestelltengewerkschafter sind das Reizthemen, die als weitere Verschlechterungen nach der Einführung des Zwölfstundentages abgelehnt werden. Sie kämpfen um einen Vierer vor dem Komma und verweisen auf den "hervorragenden Zustand" in allen vier Fachverbänden der Metallindustrie. Dort läuft es laut der von der Arbeiterkammer im Auftrag des ÖGB erstellten Branchenanalyse wie geschmiert. Allein von Jänner bis Mai 2018 stiegen die Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27,5 Prozent auf 31,9 Milliarden.

Besonders hervor sticht die Fahrzeugindustrie. Die Auftragsbestände von Magna, MAN und Co schossen bis Mai um 77 Prozent in die Höhe, jene der Nichteisenmetallindustrie (Amag, Plansee etc.) um 38 Prozent.

Wer Maschinen kaufen will, muss zwischenzeitlich mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr rechnen, weil Maschinenbauer und Metallwarenhersteller nicht nachkommen mit der Produktion. Der Auftragsbestand der Metalltechnischen Industrie stieg im ersten Halbjahr um 18 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Früher betrug die Wartezeit nur ein halbes Jahr.

Auftragsbücher gut gefüllt

Gut gefüllt sind die Auftragsbücher mit einem Plus von 16,1 Prozent (auf 2,07 Milliarden Euro) auch in der Eisenerzeugenden Industrie (allen voran Voestalpine, Welser Profile etc.).

Die gesamte Branche baute diesbezüglich auf einem starken Jahr auf, im Gesamtjahr 2017 wuchsen die Auftragsbestände um 17 Prozent auf 26,5 Milliarden Euro an und sind damit im Vergleich zum Produktionswert noch einmal kräftig gewachsen. Im Vorjahr war das Plus mit 7,7 Prozent auf 64,35 Milliarden Euro bereits kräftig gewesen. "Das ist Jammern auf hohem Niveau", sagt der Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien, Heinz Leitsmüller. "Ein Teil der Zukunft ist schon da."

Gewinne sprudeln

Auch die Gewinne der Metallindustrie geben keinen Hinweis auf magere Zeiten, sie haben sich auf hohem Niveau stabilisiert. Und mit ihnen die Ausschüttungen für das Jahr 2017. Sie sind bis August um rund 16 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro gestiegen sind. Dividendenkaiser waren laut AK-Bilanzdatenbank Voestalpine Stahl, Andritz und Julius Blum GmbH.

Den Hinweis von Obmann Knill, ein Viertel der Betriebe mache Verluste, deshalb dürfe man sie mit einem hohen Abschluss nicht überbelasten, pariert Leitsmüller mit dem Hinweis auf die "hervorragende Eigenkapitalausstattung" von im Schnitt 39 Prozent. Das sei ein klares Zeichen von Krisenfestigkeit. "Die Branche ist finanzkräftig und ertragsstark." Im Übrigen schrieben nicht jedes Jahr dieselben Unternehmen Verluste. Das sei ein Zeichen für Nachfrageschwankungen. (Luise Ungerboeck, 15.10.2018)