Mit Büchern wie "Willst Du normal sein oder glücklich?" hat er Bestsellerlisten gestürmt. Robert Betz lädt zu Transformationswochen, und  -coachings, die allerhand versprechen: Einen "Weg zu gehen, der von Freude, Erfüllung, Frieden, Freiheit und Erfolg gekennzeichnet ist." Eine kleine Wegemaut erlaubt sich Betz einzuheben, sie hat ihn zu einem der kommerziell erfolgreichsten Wohlfühl-Gurus im deutschen Sprachraum gemacht. Schon im Jahr 2012 berichtete Betz im Branchenblatt des Buchhandels stolz von einem Umsatz von acht Millionen Euro. Betz kleckert auch bei den Rezensionen nicht:  "Jeder Mensch auf der Welt sollte diese Erfahrung einer T-Woche machen dürfen. Es würde die Welt schnell zu einem Paradies werden lassen", zitiert er auf seiner Webseite den Kunden Stefan.

Wer nicht gleich 1.290 Euro für eine Transformationswoche ausgeben will, darf im Gratisangebot von Betz stöbern. Zum Beispiel in den monatlichen Botschaften aus der "Geistigen Welt". 

Monatsbotschaften mit tollen Metaphern

Die Weisheiten aus der "Geistigen Welt" erfährt Betz via Engel und ihrem "Emanuel-Strahl", seltener aus dem "Maria-Strahl". Der Strahl prasselt pünktlich zu Monatsbeginn via Betzs Webseite auf uns nieder. Die Monatsbotschaften sind echte Longreads mit wild wuchernden Metaphern, die Engel nehmen sich dabei in Sachen Grammatik die eine oder andere Freiheit. Den Monaten selbst werden liebevoll neue Namen und Attribute verpasst: Der Juni war "die Werkstatt, die Werkstatt des Sommers", es folgte der Juli und Betz verkündet: "Wir sprechen über den Juli als den Versorger und auch der Sorgen und auch des Mangels." Der August war "ein Reiseveranstalter (..), ein sehr guter Reiseveranstalter." Im September haben ihn die Engel – vermutlich nach einer Reise mit Betz – und die Fantasie ein wenig verlassen, ungewohnt zurückhaltend heißt es, der September "ist der unterschätzte Monat." Aber schon im Oktober 2018 schöpft die "Geistige Welt" wieder aus dem Vollen: Der Oktober "ist ein Streichler, ist derjenige Goldmaler auch, ist aber auch der Meister der Vorbereitung."

Wir sitzen auf dem First und leuchten

Die "Geistige Welt" nimmt die Vorbereitung ernst, bereits in der Oktoberbotschaft werden wir behutsam auf das Jahr 2019 eingestimmt. "Das ändert sich völlig in 2019 in euren Herzen. Die Gabe des Lichtes ist eine Wattzahl. Watt wird angeschraubt. Da wird ein Stecker reingesteckt, dann wird eine Lampe angemacht und diese leuchtet. Das ist so. Das seid ihr. Diese beständige, diese bestehende Kraft auf diesem First seid ihr nun."

Das sitzen wir nun auf dem First mit den "angeschraubten Watt" und rätseln über Emanuel und was er uns damit sagen will und darüber, wo zum Teufel uns ein Engel einen Stecker reingesteckt hat. Aber wir tun Betz Unrecht, wenn wir ihn auf Kostproben reduzieren, die den spirituell Ungeübten ein wenig ratlos zurücklassen.

Ein Leserbrief ans Universum

Die Botschaften enden zumeist mit einer Art Leserbrief, die Betz vorab dem Universum zur werten Beantwortung zukommen lässt. Hier kommt auch das Tagesaktuelle nicht zu kurz. Betz und die "Geistige Welt" kennen sich schon länger, man ist per Du, Betz darf sich bei seinen Engeln schon mal in saloppem Ton melden.

"Robert Betz: Vielleicht könnt Ihr mal ein Wort zur so genannten 'Klima-Katastrophe' sagen." Die "Geistige Welt" holt bei der Beantwortung etwas weit aus, Engel hudeln bekanntlich nicht: "Gemach, denn die Stufen sind getan. Alles was der Körper kann, kann auch die Erde. Und der Körper temperiert sich immer wieder wohl." Wer nun denkt, dass die "Geistige Welt" der Erde fiebersenkenden Tee oder ein globales Aspro empfiehlt, irrt. Die "Geistige Welt" sendet der Forschung eine Kunde: "Die Wissenschaftler sehen wohl, dass da eine Erderwärmung ist, gleichwohl es wird Feinstofflichkeit auf die Erde geleitet und gelenkt und eingeführt. (…) Aber immer ist hier ein Regulator. So wie bei euren Kühlschränken. Da wird es mal wärmer. Da denkt ihr: 'Oh je, was ist mit der Kühlung?' Und dann springt das digitale System wieder an und es pendelt sich wieder ein. Also hier auch gemach und Ruhe." Das sei den Panikmachern vom Weltklima-Rat mal ins Stammbuch geschrieben.

Genug der weisen Worte aus dem Emanuel-Strahl. Betz sei Dank wissen wir nun, dass der Kühlschrank für die globale Abkühlung schon wieder anspringen wird und vermuten, dass in der "Geistigen Welt" ein scharfes Kraut die Runde macht.

Krankheiten sind vom Menschen erschaffen

Ein Steckenpferd von Betz ist das weite Feld von Krankheit und Gesundheit. Betzs Credo: "Krankheiten fallen nicht vom Himmel (...) Krankheiten sind vom Menschen selbst erschaffen." Ich weise darauf hin: Die folgenden Zitate stammen von Betz selbst, auf einen Engel aus der "Geistigen Welt" kann er sich nicht immer hinausreden. Quält uns ein Gallenstein zum Beispiel, waren wir offenbar zu oft grantig: "Wut war vorher eine feinstoffliche Energie, wenn sie verdrängt wird, wurde sie zu einem scharfkantigen Kristall namens Gallenstein." Man erahnt: Die Wutbürger der Gegenwart werden mit ihren Gallensteinen dem Gesundheitswesen einst eine Stange Geld kosten. Und was ist mit Demenz oder Alzheimer? Der Betroffene hat "schöpferisch" dazu beigetragen, weil er "unbewusst kein Ja zu seinem Leben mehr sagt."

Martert uns Schlaflosigkeit, richtet Betz uns schöne Grüße aus unserer eigenen Seele aus: "Die Seele sagt, wenn Du tagsüber nicht zu mir kommst, muss ich in der Nacht zu dir kommen und dich wecken." Die Diagnose Brustkrebs mag ein Schicksalsschlag für die betroffene Frau sein, Betz redet Tacheles mit der Erkrankten: "Wenn du nicht wirklich mit ganzem Herzen gerne Frau bist und deinen weiblichen Körper liebst, dann hören das alle Zellen deiner Brüste, Eierstöcke, Gebärmutter und sie antworten: 'Dann können wir ja gehen!'."

Die Betz'sche Ursachenforschung in Sachen Brustkrebs geht noch einen Schritt weiter und mit der Prävention hart ins Gericht: Die Vorsorge und das ständige Abtasten, habe den Krebs erst provoziert und in seinen Gedanken erschaffen. 

Im Buch "Engel reden Klartext" aus dem Jahr 2012 bringt Betz seine Fantasterei recht schön in einem Satz unter: "...gerade bei Frauen, die sich eine Krankheit erschaffen haben und sich vielleicht eine Brust entfernen lassen mussten. Und wir sagen: Sobald ihr in Liebe damit umgeht, wird sie wieder wachsen." (Christian Kreil, 18.10.2018)

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