Wien – Im Großen und Ganzen scheinen die Forscher an Österreichs Hochschulen beruflich recht zufrieden zu sein: Ein EU-weiter Vergleich ergab überdurchschnittliche Zufriedenheitswerte ins Sachen Arbeitsbedingungen. Einige Bereiche – vor allem die Karriereperspektiven – werden jedoch kritischer gesehen.

Erhoben wurden die Werte im Rahmen der von der EU-Kommission beauftragten MORE-Studien (Mobility of Researchers in the EU). Dafür werden an Hochschulen tätige Wissenschafter auf verschiedenen Karrierestufen in den 28 EU-Staaten sowie aus der Schweiz, Norwegen und Island befragt. Damit soll die Mobilität der Forscher analysiert werden, um etwaige Hindernisse bei der Realisierung eines einheitlichen Forschungsraums auszuräumen.

Die Ergebnisse

Generell bilanzieren Jürgen Janger, Agnes Kügler und Anna Strauss vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) in der Analyse der Daten in Europa eine "große Heterogenität der Hochschuleinrichtungen". Dies sei "in einem integrierten Forschungsraum mit hoher internationaler Mobilität bedenklich, da sie Prozesse asymmetrischer Mobilität und in der Folge eine Divergenz der Forschungsleistung zwischen den EU-Ländern in Gang setzen kann".

Bei den Arbeitsbedingungen zeigten sich die größten Unterschiede zwischen den EU-Ländern in den Karriere- und Mobilitätsperspektiven sowie in der finanziellen Sicherheit. Bei der Zufriedenheit mit dem Gehalt spiegelt sich die relative wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der EU-Länder wider: Forscher in west- und nordeuropäischen Ländern wie unter anderem auch Österreich fühlen sich wesentlich besser bezahlt als ihre Kollegen in Süd- und Osteuropa. Ähnlich sieht es bei der Forschungsfinanzierung aus, wodurch "Anreize für geographische Mobilität zumindest innerhalb der EU entstehen, etwa als Alternative zu einem Ausscheiden aus einer akademischen Karriere".

Problemfelder

In Österreich wird vor allem der Mangel an Karriereperspektiven für Jungwissenschafter als Problem gesehen. Generell seien "in kontinentaleuropäischen Systemen aufgrund der oftmals hierarchischen Lehrstuhlstruktur unbefristete Verträge und durchgängige Laufbahnen schwer zu erreichen". Zwar seien in Österreich parallel zur Befragung die Karrierewege reformiert worden – dieses österreichische Tenure-Track-Modell sei aber "noch nicht Standard bei der Stellenausschreibung".

Bei den Doktoratsstudien wiederum herrsche in der EU wie auch in Österreich noch oft das "Lehrling-Meister-Modell" vor, während in den USA viel mehr Studenten in strukturierten Doktoratsprogrammen betreut werden.

Empfehlung der WIFO-Forscher: "Grundsätzlich können Universitäten die Praxis überdenken, überwiegend auf die Berufung etablierter Professoren und Professorinnen zu setzen; kosteneffektiver ist die Bereitstellung optimaler Bedingungen und attraktiver Karrierewege für junge, talentierte Forschende, da diese eine höhere 'Zahlungsbereitschaft' für förderliche Rahmenbedingungen aufweisen als etablierte Forschende." (APA, red, 11. 10. 2018)