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Wollte zwar immer Schriftstellerin werden, studierte aber dennoch zunächst Jura: Inger-Maria Mahlke (41).

Foto: dpa/Arne Dedert

Jeder Roman, sagt Inger-Maria Mahlke, sei eine Wette gegen sich selbst. Und fast immer sei das Schreiben ein Kampf: um die Sprache, um den Stoff, gegen die eigenen Zweifel. Dieses Ringen hat die 1977 in Hamburg geborene Autorin, die der "Spiegel" einmal eine Überzeugungstäterin nannte, regelmäßig in die Nähe körperlicher und seelischer Zusammenbrüche gebracht.

Das sei, sagt Mahlke in einem Interview, beim Verfassen ihres jüngsten Romans "Archipel" nicht anders gewesen. Am Schluss hat der Autorin, die zuweilen 16 Stunden täglich an ihren Texten arbeitet, der Stress so zugesetzt, dass sie Fieberschübe bekam und ein Arzt Burnout diagnostizierte. Mahlke blieb dran – und gewann mit dem Buch Montagabend den Deutschen Buchpreis, der als eine der verkaufsförderndsten Auszeichnungen des deutschen Sprachraums gilt.

Eine Unbekannte trotz vielen Preisen

Preise hat die Autorin mit ihren vier Romanen viele gewonnen, unter anderem den Open Mike im Jahr 2009 oder das Ernst-Willner-Stipendium beim Bachmannpreis 2012. Trotzdem ist sie mehr oder weniger eine Unbekannte geblieben – was mit ihrer Ernsthaftigkeit zu tun haben mag. Und damit, dass sie zwar bereitwillig über ihr Schreiben Auskunft gibt, über Familiäres aber ungern spricht. Aufgewachsen ist die Tochter einer Spanierin in Lübeck, wobei sie Teile ihrer Kindheit und alle Schulferien auf Teneriffa, der Heimat ihrer Mutter, verbrachte.

Autorin wollte sie laut Eigenaussage werden, seit sie wusste, dass es Schriftstellerinnen gibt. Trotzdem studierte sie zunächst Jura und war einige Jahre als Mitarbeiterin des Instituts für Kriminalistik an der FU Berlin unglücklich. Dann entschied sie sich für das Schreiben – und ein ökonomisch prekäres Leben. Denn obwohl alle Bücher dieser Autorin von den Feuilletons als große Literatur gefeiert wurden, erreichten sie nie große Auflagen.

Das könnte sich nun mit dem Buchpreis (25.000 Euro) und mit "Archipel", einem auf Teneriffa angesiedelten Roman, ändern, der die Verwerfungen des Franco-Regimes anhand mehrerer Familienschicksale thematisiert. Das Buch ist im Rowohlt-Verlag erschienen, der kürzlich unter medialem Getöse und Autorenprotesten – auch von Mahlke – die Verlegerin Barbara Laugwitz kündigte und durch Florian Illies ersetzte. Mahlke bedankte sich bei der Preisverleihung in einer kurzen Rede explizit bei Laugwitz für ihre harte Arbeit, ihre Begeisterung – und dafür, dass sie wisse, wie fragil ein Autorenleben sein könne. (Stefan Gmünder, 9. 10. 2018)