Innsbruck – Der Tiroler Kabarettist Markus Koschuh war ein bisserl neidisch, wie er sagte: "Weil mir dieser Spruch nicht selbst eingefallen ist." Gemeint ist das Plakat mit der augenzwinkernden Einladung "Kickl ride to Höll", mit dem sich zwei Radlfans am Tag des großen WM-Finales in Innsbruck an der Höll genannten Schlüsselstelle des Kurses postierten. Die Aktion brachte den beiden eine Anzeige wegen Anstandsverletzung ein, was wiederum österreichweit für mediales Aufsehen sorgte.

Weil so eine Anzeige aber ins Geld gehen kann, bis zu 360 Euro Strafe stehen auf diese moderne Form der Majestätsbeleidigung, entschloss sich Koschuh kurzerhand, seinen Neid hintanzustellen und den beiden Amateurkomikern solidarisch zur Seite zu springen. Wenn es um provokante Sprüche gegen die Obrigkeit geht, gibt es in Innsbruck seit Jahrzehnten eine Institution, das Treibhaus. Dessen Intendant Norbert Pleifer versteht es wie kaum ein Zweiter, dem politischen Establishment mit Kritik in Form von Wortwitz zu begegnen.

"Das kreative Imperium schlägt zurück"

Und so rief Koschuh in Kooperation mit dem Treibhaus kurzfristig den "Bitt schön, Herr Kickl!"-Transparent-Contest aus. Weil, so die Begründung der Aktion: "Das kann's nicht sein. Wenn der Gaulleiter zurückschlägt, muss das kreative Imperium noch kreativer zurückschlagen. Lasst uns dem Herren Innenminister unsere Meinung sagen: Ordentlich, also: anständig, nicht verletzend, transparent, plakativ, meinungsfreiheitlich."

Gesagt, getan. Rund 250 Besucher waren am Montagabend gekommen, um die zahlreichen Einreichungen zu bewundern und zu bewerten. Dazu erhielt jeder beim Eintritt drei bunte Klebepunkte, sogenannte Kickl-Pickl, die er neben seinen favorisierten Beiträgen anbringen konnte. So wurden die Sieger des Wettbewerbs ermittelt.

Bürgermeister Willi lädt Kickl nach Innsbruck ein

Selbst Innsbrucks grüner Bürgermeister Georg Willi ließ sich die Vernissage nicht entgehen. Denn: "Die Antwort auf Repression war immer Kreativität." Er habe schon als Nationalratsabgeordneter nie verstanden, wie humorlos Kickl sei, und rät ihm daher: "Ein bisschen Kritik muss man aushalten." Innsbruck stehe für "Lebensfreude und eine gewisse Gelassenheit", so Willi. Daher wolle er Kickl über diesen Weg in die Tiroler Landeshauptstadt einladen: "Damit er sieht, dass man auch humorvoll durchs Leben gehen kann." (Steffen Arora, 10.10.2018)

Hoppe, hoppe Reiter – wenn wer nicht kuscht, dann schreit er.

Foto: Steffen Arora

Kickls persönliche Höll: von Migranten verfolgt.

Foto: Steffen Arora

Das Kunstwerk "Herbfert" schaffte es auf Platz drei. Chefjuror Koschuh lobte die einfache Linienführung und auf das Wesentliche reduzierte Grafik.

Foto: Steffen Arora

Die dargebotenen Werke sparten nicht mit politischen Botschaften. "Wir können das gern auch wöchentlich veranstalten, wenn man seine Meinung nur mehr im Rahmen einer Vernissage frei äußern darf", ließ Veranstalter Koschuh dem Innenminister ausrichten.

Foto: Steffen Arora

Mords an Wickl mitm Kickl. Eine Installation, die Wortwitz und Bastelkunst vereint.

Foto: Steffen Arora

Der zweite Platz ging an dieses an Kickls eigene Dichtkunst angelehntes Machwerk. Es stammt übrigens mit von jenen jungen Herren, die mit ihrem Plakat den Anstoß zur ganzen Aktion gegeben haben. Sie legen wert auf die Feststellung, dass sie sich nicht einschüchtern lassen werden und auch weiterhin der Poesie frönen wollen. Ganz so wie der Innenminister dies jahrelang auf FPÖ-Plakaten getan hat.

Foto: Steffen Arora

Auch Hausherr Norbert Pleifer machte mit und ging mit diesem an Hrdlicka angelehnten Opus ins Pferderennen. "Die Jungen wissen mit Waldheim wohl nix mehr anzufangen", analysierte er am Ende, warum er es damit nicht aufs Treppchen geschafft hat.

Foto: Steffen Arora

Eindeutiger Sieger des Abends war aber dieses an Banksy angelehnte Werk mit dem wundervollen, von Neil Young entlehnten Titel: "Keep on Galopping in a Free World". Den Hauptpreis von Treibhaus-Pässen für die Herbstsaison haben sich die Künstler wahrlich verdient, befand das Publikum. Gerüchte besagen, das Werk stammt aus Kreisen der Wacker-Innsbruck-Fans.

Foto: Steffen Arora

Auch Praxistipps kamen nicht zu kurz.

Foto: Steffen Arora

Diese Einreichung kommt schon mit dem Hinweis, sie nicht zu ernst zu nehmen.

Foto: Steffen Arora