Die junge "Aktivistin" schüttet Manspreadern Bleichmittel auf die Jeans

Foto: RT/In the Now

Manspreading, also die breitbeinige Sitzhaltung fast immer männlicher Zeitgenossen, ist je nach Perspektive eine Manifestation des Patriarchats oder einfach nur eine ziemlich unhöfliche und rücksichtslose Form der Öffi-Nutzung. Unbestritten ist aber, dass Manspreading die Gemüter erhitzt.

Etwa das einer jungen russischen Frau, die darauf mit einer perfiden Methode reagiert: Sie schüttet den Manspreadern Wasser und Bleichmittel auf die Jeans, damit deren Hosen für immer "markiert" sind. So ist das zumindest in einem kurzen Videoclip zu sehen, der über 6,4 Millionen Mal geteilt wurde.

Kreation russischer Trolle

Tatsächlich dürfte es sich dabei wohl weniger um das Werk einer engagierten Feministin, sondern um die Kreation russischer Trolle handeln. Das behauptet zumindest EU vs. Disinformation, eine von der EU aufgesetzte Stelle zum Kampf gegen Fake News und Propaganda im Netz.

Sie finden dafür mehrere Anhaltspunkte: So recherchierte das Onlinemagazin Bumaga, dass mindestens ein "Opfer" der Bleichmittel-Attacke für seinen Auftritt im Video bezahlt wurde. Verbreitet wurde das Video außerdem von "In the Now", dem Social Media-Kanal des Propagandasenders RT (früher Russia Today). Der gibt selbst an, dass das Material "womöglich fingiert sei".

Heftige Reaktionen

Der Verbreitung des Clips tut das aber keinen Abbruch – und das Video löst heftige Reaktionen aus. So finden sich zahlreiche frauenfeindliche Beiträge unter dem Clip, während einige Feministen und Feministinnen das Video zustimmend verbreiten. Damit erfüllt der virale Inhalt eine Kernfunktion russischer Trollpropaganda: Zwei politisch andersdenkende Gruppen werden erfolgreich gegeneinander ausgespielt.

Dieses Muster war schon in den Beeinflussungsversuchen vor der US-Wahl erkennbar. Damals betrieben russische Trolle etwa gleichzeitig Seiten gegen Polizeigewalt und für mehr Schutz der Polizei. Die Trollfabrik in St. Petersburg schaffte es sogar, politische Gegner durch Fake-Seiten zu einer echten Demonstration zu locken. (red, 12.10.2018)