Sorgt dafür, dass der Club finanziell und künstlerisch nicht umfällt: Christoph Huber.


Foto: Robert Newald

Zum 25. Geburtstag hat er es ausrechnen lassen: 1,9 Millionen Menschen haben bisher das Porgy & Bess besucht und damit "praktisch jeder Wiener", so Clubchef Christoph Huber. Auch wenn dieser Schlussfolgerung ein heiterer Überschwang innewohnt, ist evident: Der Club in der Riemergasse ist einer der besten Europas. Das Porgy bietet quasi ein ganzjähriges Festival, das einen Überblick über das Angesagteste der internationalen und der hierzulande innovativ tätigen Szene präsentiert.

STANDARD: Das bestbesuchte Konzert im Porgy ist nach wie vor jenes, das nie stattgefunden hat ...

Huber: Ja, jenes von Prince. Er hat den Club besichtigt, ich war mir fast sicher, dass er nach seinem Stadthallenkonzert eine "Aftershow" geben würde. Genauso wie mehrere Hundert Fans, die bis in die frühen Morgenstunden in und vor dem Club ausharrten – zur Freude der benachbarten Gastronomie. Ich vermute, seine damalige Freundin hatte etwas dagegen.

STANDARD: Hat Prince ins Porgy-Konzept gepasst?

Huber: Sicher! Wir sind pluralistisch, das Porgy definiert sich als Jazz- und Musikclub. Für uns ist letztlich nicht der Stil, sondern das Niveau wichtig, da sind wir anspruchsvoll. Das Porgy fungiert ja als Ort der Begegnung, der nicht nur die Möglichkeiten der hiesigen Szene berücksichtigt. Natürlich ist auch die eigenständige europäische Jazzszene wichtig. Und natürlich werden hier die Impulse aus dem "Mutterland des Jazz", den USA, präsentiert. Und: Jazz war immer eklektizistisch, holte sich Inspiration von überall und bleibt nach wie vor lebendig: In den USA etwa durch Leute rund um Kamasi Washington oder Robert Glasper, wobei auch die britische Szene wieder von sich hören lässt mit Shabaka Hutchings und Boyd Moses. Und: Hiesige Gruppen wie Shake Stew, Mario Rom's Interzone und Kompost 3 sind international präsent.

STANDARD: Allerdings gab auch Conchita Wurst hier ein Konzert.

Huber: Ich habe lange überlegt, ob das Sinn macht. Conchita hat sich den Club ausgesucht, da es ihr erstes Konzert mit ihrer Band war. Ich habe letztlich zugesagt, weil sie für etwas steht, das unbedingt zu unterstützen ist!

STANDARD: Einem Andreas Gabalier würden Sie also keine Bühne bieten, falls er anfragen würde?

Huber: Nie! Das wäre mir auch musikalisch zu blöd! Aber Hansi Hinterseer würde ich ja auch nicht machen. Wir schätzen das Populäre, aber wir wollen nicht populistisch sein. Wobei: Bei Helene Fischer, da müsste ich doch wieder grübeln ...

STANDARD: Als der Club einst in der Fledermaus gegründet wurde, ging es zäh los. Die damalige Kulturstadträtin Ursula Pasterk war vom Projekt nicht gerade begeistert.

Huber: Man hat sie erst überzeugen müssen, was sie aber immerhin zugelassen hat. Es gab Diskussionen: Man fragte uns, warum wir nicht einen Saxofonisten wie George Adams engagieren. Das war nun leider unmöglich, er war bereits tot. Schließlich wurde Pasterk geraten, uns die Betriebssubvention von damals 1,8 Millionen Schilling zu gewähren. Man dachte, wir würden eh scheitern, quasi selbst beweisen, wie unnötig eine weitere Förderung war.

STANDARD: Als es dann von der Fledermaus in den jetzigen Raum ging, der komplett umgebaut wurde, hielt sich die Sympathie des Bundes, jene von Kunststaatssekretär Franz Morak, in Grenzen?

Huber: Er wollte das Projekt nicht, er behauptete, sein Vorgänger Peter Wittmann hätte es verabsäumt, die zugesagten 15 Millionen Schilling des Bundes für den Umbau zu budgetieren. Dann hat Morak mir einen Vertrag vorgelegt, mit dem er mich bezüglich der rechtmäßigen Verwendung der Gelder in persönliche Haftung nahm – in der Hoffnung, ich würde nicht unterschreiben. Ich dachte jedoch: Ob ich für eine Million hafte oder für 15, ist schon egal.

STANDARD: Dem internationalen Renommee des Clubs steht eigentlich immer die heikle finanzielle Situation gegenüber?

Huber: Subventionen machen 15 Prozent unseres Budgets aus. Es sind 260.000 Euro, wobei 150.000 vom Bund und 110.000 von der Stadt Wien kommen. Es wäre schön, wenn die Stadt mit dem Bund gleichziehen würde. Dies würde den Ausfall des Hauptsponsors teilweise kompensieren. Solange das Publikum bereit ist, sein Geld für Tickets auszugeben, sollten wir aber finanziell klarkommen. Unfair in diesem "Spiel" ist die Lage der Musiker, deren Einnahmensituation eigentlich prekär ist. Es stellt sich die Frage, wie viel die Arbeit der Musiker der Kulturpolitik wert ist. Derzeit erscheint diese Wertschätzung sehr gering zu sein. Wir kompensieren Engpässe durch höhere Kartenpreise und strengere Gagen, was leider zulasten der Szene geht.

STANDARD: Wenn Sie nur noch drei Konzerte veranstalten könnten, welche wären das?

Huber: Ach, die Was-würdest-du-auf-die-Insel-mitnehmen-Frage! Die Saxofonisten Archie Shepp und Pharoah Sanders würde ich immer machen. Wenn es um die jüngere Szene geht, sofort Clemens Salesny. Auf jeden Fall aber John Zorn, der ja im November zu einem Schwerpunkt kommt. Er ist zwar nur als Komponist präsent, er hat mir aber versprochen, für den Geburtstag des Clubs auf dem Saxofon ein Ständchen zu geben! (Ljubiša Tošić, 8.10.2018)