Kabarettistin und Sängerin Nadja Maleh wohnt in einer Dachgeschoßwohnung in Wien-Neubau. Hier räuchert sie gern und genießt den Blick in den Himmel. Daher gibt es auch keine Vorhänge.

"Ich bin vor vier Jahren in diese Mietwohnung gezogen. Lange suchen musste ich nicht, es war die erste, die ich mir angeschaut habe. Der Grund für meinen Umzug war ein Nachbar von gegenüber, der ununterbrochen laut geschrien hat und auch gern nackt auf dem Balkon gestanden ist. Das war mühsam.

Nadja Maleh mit marokkanischen Hausschuhen an ihrem Esstisch, den sie nicht allein verschieben kann: "Ich mische gern Stile – in meinen Programmen und zu Hause."
Foto: Lisi Specht

Hier ist es ruhig und hell, und ich kann den Himmel sehen, daher habe ich auch keine Vorhänge. Ich brauche das Gefühl von Weite. Dafür nehme ich mit dem Dachgeschoß auch in Kauf, dass das Einrichten aufgrund der Schrägen und der Stiege manchmal Präzisionsarbeit ist. Das Sofa passt ganz genau in die Ecke der Wohnküche, und auch der kleine Fernseher passt auf den Zentimeter genau auf seinen Platz. Die Wohnung hat 84 Quadratmeter, aber weil es eine Maisonette ist, geht einiges an Platz verloren.

Das Sofa passt genau unter die Dachschräge, der Tisch ist ein Schwergewicht.
Foto: Lisi Specht

Meine Einrichtung verrät, dass ich eindeutig ein Marokko-Fan bin, aber auch gern Stile mische, wie in meinen Programmen. Meine Mutter ist Tirolerin, mein Vater Syrer. Schwere Tiroler Bauernmöbel sind aber nicht so mein Ding. Das einzig Tirolerische in meiner Küche ist die Schnapsflasche. Der Teppich in der Küche ist aus Marokko. Von einem Café aus bin ich auf einen Teppichhändler aufmerksam geworden. Daraufhin habe ich ein philosophisches Gespräch mit ihm über Literatur geführt. Meiner Meinung nach habe ich einen guten Preis ausgehandelt. Auf einer Seite haben die Fransen gefehlt, die hat er drangemacht. Zwar nicht in der gleichen Farbe wie der Teppich, aber Fransen sind Fransen.

Das halbkaputte Mosaiktischchen aus Damaskus hat mir mein Vater geschenkt. Dann habe ich noch einen irrsinnig schweren Mosaikeinlegetisch aus einem marokkanischen Geschäft in Wien. Ich musste genau planen, wo er stehen soll, weil man ihn nicht mehr verrücken kann. Darauf liegt mein Backgammonspiel, das ich sehr gern spiele – zugleich ist es ein schönes Schmuckstück. Aus Marokko sind auch die Bilder an den Wänden. Eines stammt von einem französischen Maler, der Federn legt und bemaltes Plexiglas darüberlegt. Auch ihn habe ich persönlich kennengelernt.

Nadja Malehs Wohnküche im Obergeschoß mit Fundstücken aus Marokko.
Foto: Lisi Specht

Ein Möbelstück begleitet mich von Wohnung zu Wohnung: die alte Holzkommode einer Freundin. Der Buddha im Wohnzimmer ist mein visueller Anker, der mich an eine innere Ruhe erinnert. Ich räuchere auch gern, aber nicht zu viel – das erinnert mich an Bali und Sri Lanka. Meine Reisen sind eine große Inspiration für meine Art in Wien zu wohnen.

Mein Beruf beeinflusst das auch. Im unteren Stock habe ich im Büro eine kleine Anlage mit Mikrofon und Boxen, da übe ich meine Lieder – in moderater Lautstärke natürlich. Mein Nachbar ist ein Musicalstar, insofern ist es ganz geschmeidig hier, was die akustische Toleranzgrenze betrifft. In der Nähe ist auch eine Musikschule, von der viel Geigengedudel zu hören ist.Wenn ich auf Tournee bin, bin ich wenig zu Hause. Mir fällt aber nicht die Decke auf den Kopf, wenn ich hier bin. Viele Künstler sagen, wenn sie nach dem Applaus auf der Bühne nach Hause kommen, fällt das wie ein Kuchen zusammen. Ich freue mich total, wenn ich die Tür zumache und in meinem Refugium bin.

Über den Lautsprecher im Büro wacht eine Ente.
Foto: Lisi Specht

Ich liebe den siebenten Bezirk, hole auch gern Essen von einem der Lokale, denn Kochen ist nicht meine Leidenschaft. Am liebsten mache ich Omelett. Das ist einfach, schnell und nahrhaft. Wenn ich rausgehe, muss etwas los sein. Je älter ich werde, desto mehr sehne ich mich aber nach Ruhe und mehr Grün. Sollte ich noch einmal umziehen, wünsche ich mir einen Dachgarten." (Marietta Adenberger, 8.10.2017)