Angst vor Österreich? Nicht wirklich. Aber wachsam will Satiriker Vitásek bleiben.

Foto: Jan Frankl

Wien – Sein mittlerweile 13. Bühnenprogramm löst bei Andreas Vitásek zwar keine Triskaidekaphobie – ein Unwort für die Angst vor der Zahl 13 – aus; dafür beleuchtet der laut ORF-Chartshow neunzehntlustigste Österreicher von 20 (noch vor Ossy Kolmann!) in seinem neuesten Kabarett allerhand andere phobische Problemchen, an denen man leiden kann: Flugangst zum Beispiel, Höhenangst sowieso, aber auch Agoraphobie (Angst vor weiten Räumen) gepaart mit Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen). Ganz gemein übrigens: die Phobophobie – Angst vor der Angst an sich.

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Das Kabarett jedenfalls, da hat sich seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert nichts geändert, will in angstbesetzten Zeiten Ängste nehmen, sie weglachen. Und weil in Österreich gerade wieder Leute an den Schalthebeln der Macht sitzen, die auf der rechten Alternativ-Wikipedia Metapedia unwidersprochen als "deutsche Politiker" (Hofer, Strache) bezeichnet werden, muss Vitásek auf der Bühne seine akute Austrophobia kurieren.

Wer sich davon tagespolitische Rundumschläge mit dem Bihänder (Was bitte ist das, Herr Kern?) erwartet, der wird allerdings enttäuscht sein. Zwar sieht in den Augen Vitáseks "Manfred Haimbuchner in Tracht aus wie Kim Jong-un in Uniform"; über weite Strecken erspart sich der 62-Jährige aber den Infight mit der FPÖ. Lieber verweist Vitasék auf die immer noch vielfach verdrängte NS-Geschichte – kühl und unironisch, sodass einem das Lachen im Hals steckenbleibt.

Viel Zeit bleibt für den absurden Humor, den Andreas Vitásek so schätzt: Hier erzählt er von seinen Träumen oder Erlebnissen mit dem betagten Mops. "Zu Hause ist dort, wo man gern kackt. Heimat ist dort, wo man begraben sein will", schließt Vitásek. So austrophobisch klingt das dann gar nicht. (Stefan Weiss, 3.10.2018)