Walter Laqueur, scharfzüngiger Historiker und scharfsinniger politischer Analytiker.

Ullsteinbuchverlage

Wien – Es gibt wohl nur wenige Historiker, die zu so vielen bedeutungsvollen Themen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert ähnlich Wichtiges zu sagen und zu schreiben hatten wie Walter Laqueur. 1921 in Breslau geboren, verfasste Laqueur im Laufe seines langen und bewegten Lebens rund drei Dutzend in viele Sprachen übersetzte Bücher, die den Holocaust und Terrorismus ebenso zum Thema machten wie die Geschichte des Zionismus und Antisemitismus oder die politische Entwicklung Russlands und Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert.

Als Jugendlicher konnte der Sohn deutsch-jüdischer Eltern im Herbst 1938 nach Palästina fliehen; seine Eltern und viele seiner Verwandten wurden im Holocaust ermordet. Laqueur studierte ein Jahr lang an der Universität Jerusalem, trat in einen Kibbuz ein und war die nächsten Jahre Landarbeiter. Von 1944 bis 1953 arbeitete er als Journalist in Jerusalem, ehe er von London aus und ohne akademischen Abschluss seine internationale Karriere startete.

Brillanter Analytiker, scharfzüngiger Streiter

Mit großem Talent und viel Fleiß wurde er bald zu einem der führenden internationalen Zeithistoriker und politischen Publizisten, was ihm auch Gastprofessuren an angesehenen US-amerikanischen, britischen und israelischen Universitäten eintrug.

In seinen späten Arbeiten warnte der Historiker, der als scharfzüngiger Streiter und brillanter Analytiker galt, früher als viele andere Kollegen vor dem Bedeutungsverlust Europas und der Zuwanderung aus dem islamischen Raum. Walter Laqueur starb am 30. September 97-jährig in Washington, D.C. (tasch, 2.10.2018)