Durch die Entdeckung der bisher unbekannten Verbindung ist die Hirlatzhöhle auf Platz 20 der längsten und auf Platz 9 der tiefsten Höhlen der Welt aufgerückt.

Foto: APA/AXEL HACK

Im nördlichen Dachsteinmassiv haben Höhlenforscher einen lang gesuchten Durchstieg von einem Schacht zu bereits bekannten Teilen der Hirlatzhöhle gefunden. Die erforschte Gesamtlänge dieses Labyrinths ist damit auf 113 Kilometer gewachsen. Die Hirlatzhöhle ist damit auf Platz 20 der längsten- und auf Platz neun der tiefsten Höhlen der Welt aufgerückt.

Die Hirlatzhöhle in Hallstatt wurde im Jahr 1949 entdeckt, 1971 wurde sie als Naturdenkmal unter besonderen Schutz gestellt. Laufend wird sie weiter erforscht und vermessen. Bis 1983 waren insgesamt acht Kilometer bekannt. Durch die Überwindung einer riesigen Schlucht wurde dann das obere System entdeckt, worauf in den zehn darauffolgenden Jahren weitere 50 Kilometer untersucht und dokumentiert werden konnten.

Aufwendige Expeditionen

Je weiter man vordrang, desto aufwendiger und langwieriger wurden die Expeditionen in die Unterwelt der Höhle, denn es gibt nur einen trocken begehbaren Eingang. Bei zwei weiteren Verbindungen von der Oberfläche müssen wassergefüllte Siphone durchtaucht werden. Um in die bisher bekannten tagfernsten Teile zu kommen, ist ein An- und Rückmarsch samt Ausrüstung von jeweils zwei Tagen mit Biwaks in unwirtlicher Umgebung – tiefe Temperaturen plus hohe Luftfeuchtigkeit – notwendig.

Seit den 1970er-Jahren haben britische Gruppen im Hirlatzgebiet zahlreiche Schächte erforscht. Seit elf Jahren wurden jedes Jahr mehrere Wochen für die Erforschung der Schmelzwasserhöhle aufgewendet. Zuerst wurden Schächte bis in eine Tiefe von 800 Metern überwunden, anschließend konnte noch ein ausgedehntes Horizontalsystem erforscht werden. Dort suchte man eine Verbindung zu bekannten Teilen der Hirlatzhöhle. In diesem Jahr versuchte dies abermals ein internationales Team von Höhlenforschern aus Deutschland, England, Irland, Frankreich, Rumänien und Israel. Anfang September ist dies gelungen, berichtete Gottfried Buchegger vom Verein für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun.

7,2 Kilometer Zuwachs

Vier der Forscher, Joel Corrigan, Tom Ford, Axel Hack und Ian Holmes, hatten sich von dem am Niederen Ochsenkogel in knapp über 2.000 Meter Seehöhe gelegenen Einstieg in den Berg abgeseilt. Nachdem sie in einem 830 Meter unter der Oberfläche gelegenen Camp biwakierten, entdeckten sie in einer weiteren 18-stündigen Forschungstour die Verbindung zu einer sieben Kilometer vom Eingang der Hirlatzhöhle entfernten Halle. Schon vor mehreren Jahren wurden über sechs Kilometer vom Eingang der Hirlatzhöhle entfernt zwei Siphone mit 200 bzw. 150 Metern Länge durchtaucht und dahinter weiter große Gänge und Hallen gefunden. In einer dieser Hallen ist jetzt der Zusammenschluss gelungen.

Durch die nunmehr entdeckte Verbindung wurde die Gesamtlänge der Hirlatzhöhle Höhle schlagartig um 7,2 Kilometer länger. Ihre bisher bekannten Teile erstrecken sich auf verschiedenen Ebenen horizontal über 5,3 Kilometer und vertikal über 1.560 Meter. Der tiefste Punkt befindet sich 65 Meter unter dem Wasserspiegel des angrenzenden Hallstättersees in 443 Metern Seehöhe.

Weitere Verbindungen vermutet

Bei der Expedition sind auch noch weitere Schächte mit einer möglichen Verbindung zur Hirlatzhöhle gefunden worden. Die Forscher hoffen deshalb, noch mehrere Durchstiege und einen weiteren Längenzuwachs zu schaffen. Weil das gesamte aus Kalkstein bestehende Dachsteinmassiv von Höhlen – darunter die auch bekannte, für Besucher geöffnete Mammuthöhle – durchzogen ist, besteht die Möglichkeit, im Gebirge weitere unterirdische Wege zu finden, die vom Norden in Oberösterreich bis zur Dachsteinsüdwand in der Steiermark führen könnten. (APA, red, 1.10.2018)