Goran Djuricin führte Rapid in die Europa League.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Rapid, immer noch Österreichs populärster Fußballklub, pflegt seit Jahren die Tradition des Chaos. Gewisse Mechanismen funktionieren trotzdem: Hat ein Trainer nach neun Spielen nur neun Zähler aufzuweisen, wird er abgelöst, das ist praktisch überall so. Sofern man keine abgrundtiefen Ansprüche stellt.

Man sah zu, wie er gemobbt wurde

Goran Djuricin ist freilich ein ungewöhnlicher Fall. Seine Entlassung wirft Fragen auf, die sich die Verantwortlichen zumindest im Nachhinein stellen sollten. Sie schwätzen von der "großen Familie", betonen gebetsmühlenartig den "immensen Stellenwert" und die "soziale Verantwortung". Der Fußballgott muss Grün-Weiß tragen. Die Ansprüche sind das Gegenteil der Wirklichkeit. Man sah mehr oder weniger tatenlos zu, wie Djuricin von den eigenen Fans gemobbt wurde, so super kann die Familie nicht sein.

"Er ist nun erlöst"

Auf diesen Mechanismus war man nicht vorbereitet, man hat ihn laufen lassen. Ob der Gefeuerte für den Job geeignet war, sei dahingestellt, aber dafür kann er nichts. Djuricin hat sich nicht selbst verpflichtet. Jedenfalls führte er die Mannschaft in die Europa League, das beschert dem Verein einen zusätzlichen Umsatz von acht Millionen Euro. Er hat seinen Nachfolger quasi finanziert, und übrig bleibt auch etwas. Es stimmt, wenn Sportvorstand Fredy Bickel sagt: "Er ist nun erlöst." Das ist die traurigste Erkenntnis. Eine weitere lautet: Rapid sollte sich nicht so wichtig nehmen. Der Fußballgott ist ein Hirngespinst. (Christian Hackl, 30.9.2018)