Wer sich aktuell auf den Seiten chinesischer Importhändler umsieht, wird oftmals eine Gemeinsamkeit feststellen. Nämlich eine Flut an Tablets mehr oder weniger bekannter Marken wie Cube oder Chuwi und diversen anderen Firmen.

Diese locken mit günstigen Preisen, die aktuelle Geräte am westlichen Markt – beispielsweise von Samsung oder Huawei – deutlich unterbieten. Für 130 bis 200 Euro locken sie teils sehr hoch auflösenden Displays (2K), LTE-Empfang, GPS und Sonderfunktionen wie Stereo-Sound. Für die gebotene Ausstattung erscheinen sie wie ein Schnäppchen. Das können sie auch sein, allerdings nur, wenn man mit ihrem dunklen Geheimnis umzugehen weiß.

Wie so oft muss man bei den Versprechungen dieser Hersteller ein wenig aufpassen. Sie schreiben diesen Tablets hohe Leistung zu, manche Modelle werden gar trendgemäß als "Gaming-Tablet" angepriesen.

Das Chuwi Hi 9 Pro wird als "Gaming Terminator" angepriesen.
Foto: Chuwi

Guter, aber alter Chip

Fast alle dieser neuen Billigtablets bauen auf der gleichen Chip-Unterlage auf: Dem Helio X20 von Mediatek. Tatsächlich handelt es sich um einen für Smartphones entwickelten Prozessor aus dem Highendsegment, allerdings nicht aus dem aktuellen. Vorgestellt wurde er im Herbst 2015, in ersten Geräten fand er 2016 Verwendung. Bei der Prozessorleistung reicht er an Qualcomms Snapdragon 820 heran, der beispielsweise auch in Samsungs Galaxy S7 steckte. Seine Grafikeinheit (ARM Mali-T880) ist dem darin verbauten Adreno-Chip allerdings klar unterlegen

Für Casual Games reicht diese Bestückung auch heute noch. Grafisch aufwändigere Spiele laufen darauf aber nur mit niedrigen Qualitätseinstellungen oder überhaupt nur ruckelnd. Insbesondere auf den Geräten mit 2K-Display (2.560 x 1.600 Pixel) wird die Last dem Helio X20 gern zu viel. Zudem sind die betreffenden Hersteller nicht dafür bekannt, ihre Firmware übermäßig gut zu optimieren.

Andere Aufgaben – Messaging, Browsen, Videostreaming – bewältigen die Tablets normal ohne Probleme. Beim Videokonsum erweist sich die hohe Auflösung wiederum als Vorteil. An Bord ist ac-WLAN und Bluetooth 4.1. LTE und GPS macht manche Modelle auch sehr praktisch für den Einsatz unterwegs. Auch die Qualität der Displays ist, soweit eine Stichprobe aus zwei Geräten zeigt, recht gut.

Updatewüste

Die große Krux abseits der Hardware liegt allerdings beim Update-Support. Die Tablets werden mit Android 8.0 "Oreo" ausgeliefert. Das ist einigermaßen seltsam, denn es wäre zumindest Unterstützung bis Android 8.1 Seitens des Chipherstellers Mediatek gegeben.

Das Alldocube M5 lockt unter anderem mit Stereo-Sound.
Foto: Cube

Wer Firmen wie Chuwi und Cube kennt, der weiß: Bestenfalls ist mit ein oder zwei Firmwareupdates für neue Features oder Bugfixes zu rechnen. Ob dabei auch neue Sicherheitsptaches eingepflegt werden ist ungewiss. Auf eine Aktualisierung zu Android 8.1 sollte man nicht hoffen. Mit Pech muss man Updates auch manuell suchen und flashen, weil viele kleinere Hersteller keine Over-The-Air-Updates liefern.

Schnäppchen? Ja, aber...

Was heißt das für Leute, die hier auf ein Schnäppchen hoffen? Die Tablets mit dem Helio X20 bringen in der Regel eine solide Grundausstattung und gute Bildschirme mit. Die Hardware ist den Preis auf jeden Fall wert. Allerdings solle man keine großen Gaming-Ambitionen mitbringen oder ein durch und durch optimiertes Android-System erwarten. Außerdem muss man sich im Klaren sein, dass man wahrscheinlich keine Versions- oder Sicherheitsupdates bekommen wird. Dementsprechend sollte man davon absehen, extrem wichtige Daten auf den Geräten zu hinterlegen und sie tatsächlich nur zu Unterhaltungszwecken verwenden. (gpi, 22.10.2018)

Hinweis: Der STANDARD wird einen Kurztest zu einem der angesprochenen Geräte, dem Chuwi Hi 9 Pro, veröffentlichen.