Reinhard Grindel war zufrieden.

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Aleksander Čeferin – na ja, nicht auf jedem Foto.

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Nyon – DFB-Präsident Reinhard Grindel fiel Botschafter Philipp Lahm überglücklich in die Arme, dahinter jubelte die deutsche Delegation um Bundestrainer Joachim Löw: Das "Sommermärchen 2.0" kommt, der DFB kann tief durchatmen: Die EM 2024 findet in Deutschland statt! Das Uefa-Exekutivkomitee entschied sich am Donnerstag in Nyon bei einer Enthaltung mit 12:4 Stimmen für die Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und insgesamt zum vierten Mal gegen die Türkei.

"Ich bedanke mich beim Uefa-Exko für das unglaubliche Vertrauen. Ich spüre Verantwortung. Wir werden alles dafür tun, den Erwartungen gerecht zu werden", sagte Grindel nach der Bekanntgabe im Auditorium der schicken Uefa-Zentrale am Genfer See. Der DFB wird zum zweiten Mal nach der Endrunde 1988 das Europa-Turnier ausrichten – 18 Jahre nach dem Sommermärchen der WM 2006.

Begeisterungsankündigungen

"Wir alle haben die Bilder und Emotionen von 2006 noch lebhaft im Gedächtnis und freuen uns auf ein weiteres internationale Fußballgroßereignis im eigenen Land. Die EM 2024 wird viele Menschen für unseren Sport begeistern – in Deutschland und weit darüber hinaus", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball.

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Philipp Lahm: Bewerbungsbotschafter, künftiger Chef des Organisationskomitees und – seinen Händen nach zu urteilen – Hobby-Schattenspieler.
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Gespielt werden wird in sechs Jahren in Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt/Main. Der DFB rechnet damit, dass insgesamt 2,78 Millionen Zuschauer zu den 51 Spielen in den Stadien kommen können. Zudem wird es wieder große Fanmeilen geben. Welche Stadt welche Partie bekommt, wird noch festgelegt. Für das Finale kommen aber eigentlich nur München und Berlin infrage.

Pflaster auf die Özil-Wunde?

Für den DFB war die EM-Vergabe von fast existenzieller Bedeutung. Nach den Wirren um Mesut Özil und dem WM-Debakel in Russland war der Verband in den vergangenen Monaten massiver Kritik ausgesetzt. Wäre auch noch die EM-Bewerbung gescheitert, hätte der nächste Sturm begonnen. Viele hatten auch Grindels weitere Zukunft im Verband an die Entscheidung geknüpft – nun wird der noch bis 2019 gewählte 57-Jährige den Zuschlag auch für sich verbuchen können.

Aus der beliebten Reihe "Funktionäre mit Pokalen".
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"Wir bieten politische und wirtschaftliche Stabilität, wir haben ein Nachhaltigkeitskonzept und verfügen über die Erfahrung in der Organisation großer Turniere", hatte Grindel im Vorfeld gesagt. Die Uefa könne sich "darauf verlassen, dass wir 2024 eine Euro erleben werden, die die Entwicklung des Fußballs in Europa voranbringt und für alle Fans ein unvergessliches Erlebnis sein wird".

Türkei scheiterte zum vierten Mal

Der DFB war favorisiert in die geheime Abstimmung gegangen, wahlberechtigt waren 16 Männer und eine Frau. Der Dachverband hatte der deutschen Bewerbung in seinem Evaluierungsbericht das bessere Zeugnis ausgestellt. In der türkischen Kampagne wurde unter anderem das Fehlen eines "Aktionsplans in Sachen Menschenrechte" bemängelt. Die Türkei war bereits mit Bewerbungen für die Endrunden 2008, 2012 und 2016 gescheitert.

Mit Deutschland hat sich die Uefa augenscheinlich für den "sicheren" Bewerber entschieden. Sämtliche Stadien stehen bereits, nur Kleinigkeiten müssen verbessert oder angepasst werden. "Mit Blick auf die Ausrichtung sind spezielle Verkehrsinfrastrukturprojekte weder geplant noch nötig", urteilte die Uefa. Bis 2024 plant der Bund, von der EM unabhängig, acht Milliarden zu investieren, unter anderem in 270 neue Kilometer Autobahn. (sid, 27.9.2018)