Strache schlägt seit der Wahl auf Facebook einen "sanfteren" Ton an, teilt aber immer noch bevorzugt Inhalte von rechten Seiten und Verschwörungsportalen.

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Die SPÖ sei "abgewählt" wegen "politischer Unfähigkeit der Extraklasse". Das attestiert FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache in einem Posting auf seinem Facebook-Profil dem politischen Konkurrenten. Dazu teilt er ein Video von Flüchtlingen, die 2015 von Slowenien aus nach Bad Radkersburg marschierten – in Begleitung von Polizisten, die zuerst versuchten, die rund 250 Menschen starke Gruppe aufzuhalten. Die Verantwortung für diese Situation verortet Strache beim damaligen Bundeskanzler Werner Faymann und "ÖBB-Oberschlepper [Christian] Kern".

Der präsentierte ORF-Clip wirft allerdings Fragen auf. Während unter Straches Posting viel Kritik an der damaligen Bundespolitik geübt und der "schwärzeste Tag der 2. Republik" beschworen wird, sind dort (Stand: Montagmorgen) keine Kommentare zu lesen, die zu Gewalt aufrufen.

Straches Posting.
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Mordaufrufe, Vergasungswünsche

Anders allerdings unter dem Video selber, das von einer Seite namens "Stopp Asylwahn" am 20. September 2015 publiziert wurde. Wie die Plattform "FPÖ Fails" dokumentiert, finden sich dort unter den rund 1.900 Kommentaren mehrere Aufrufe zum Einsatz von Waffen gegen die Flüchtlinge oder damalige Spitzenpolitiker. "Maschinengewehr alle abknallen", fordert etwa ein User. "4 mal sagen wir 15 Schuss … dann bleiben immer noch 240", rechnet ein anderer vor.

Beispiele aus den Kommentaren ...
Screenshot: Facebook
... unter dem Video auf der Facebook-Seite "Stopp Asylwahn".
Screenshot: Facebook

Ein weiterer schlägt die Statuierung eines Exempels oder alternativ die Hinrichtung von Faymann vor. Zu lesen ist auch ein recht unmissverständlich formulierter Vorschlag einer Vergasung: "Also der PAPA aus Österreich hätte die erst mal duschen lassen" – garniert mit zwei "Faust"-Emojis.

Seite seit zwei Jahren inaktiv

Dass Strache Inhalte von Seiten aus dem rechten Milieu und von Verschwörungsplattformen teilt, ist im Prinzip nicht neu. In der Vergangenheit sorgten immer wieder entsprechende Postings für Aufregung. Zuletzt etwa im August, als er Artikel des "Wochenblick" und der "Epoch Times" teilte, die den Aufmarsch von Neonazis in Chemnitz als Protest "entsetzter Bürger" bezeichneten.

Was hier allerdings auffällt, ist, dass Strache das Video nicht in seiner aktuellen Facebook-Timeline gefunden haben kann, sondern gezielt gesucht haben muss. Denn "Stopp Asylwahn" stellte nach nicht einmal zehn Monaten Betrieb seine Aktivität ein. Das letzte Posting wurde am 23. Mai 2016 veröffentlicht, einen Tag nach der (im darauffolgenden Dezember wiederholten) Stichwahl um die österreichische Bundespräsidentschaft.

Strategiewechsel

Strache selbst hat sein Verhalten in Social Media nach der Nationalratswahl 2017 geändert. Nach wie vor teilt er zwar bevorzugt Artikel von rechten Seiten und Boulevardmedien – insbesondere der "Krone" –, sein eigener Tonfall hat sich jedoch verändert: Er ist nun tendenziell weniger rau. Statt ausschließlich gegen andere auszuteilen, wird nun regelmäßig auch Lob und positive Berichterstattung über die türkis-blaue Regierung gepostet. (gpi, 24.9.2018)