Es grünt so grün in Salzburg. Am Ende gewannen aber die Bullen.

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Wals-Siezenheim – In der Schlussphase lieferten sich Salzburg und Rapid ein Duell auf Augenhöhe. Doch nach dem 2:1-Sieg der Salzburger vom Sonntag liegen in der in der Bundesliga-Tabelle Welten zwischen dem Serienmeister und dem finanziell zweitstärksten Team. Die Wiener haben nach acht Runden 15 Punkte Rückstand. Der tabellarische Graben schien Grün-Weiß aber weniger zu stören als ein korrekter Schiedsrichterpfiff.

Ärger über Schiedsrichter

"Ob wir heute zwölf oder 15 Punkte hinter Salzburg sind, ist völlig egal", sagte Rapid-Spieler Thomas Murg nach dem Spiel. "Hier kann man verlieren, wir haben woanders die Punkte liegenlassen." Viel saurer stieß dem Flügelspieler ein Pfiff von Schiedsrichter Alexander Harkam auf, der in der 95. Minute ein Stoßen von Manuel Martic gegen Diadie Samassekou ahndete, noch bevor der Ball die Linie überquerte. Eine korrekte Entscheidung, die für Murg aber fragwürdig war: "So eine Kleinigkeit darf er nicht abpfeifen, Rangeleien gibt es bei jedem Eckball."

Rapid-Kapitän Stefan Schwab verwies auf eine ähnliche Situation zwischen Munas Dabbur und Mario Sonnleitner in der ersten Hälfte. "Das pfeift er auch nicht." Am wenigsten haderte noch Coach Goran Djuricin: "Er hat es gepfiffen, er wird es nicht zurücknehmen, wir haben verloren."

Dabei hat Rapid, das mit nur neun Punkten an der siebenten Stelle liegt, Salzburgs sportliche Vormachtstellung in der Liga längst anerkannt. "Red Bull Salzburg ist einfach mit Abstand die stärkste Mannschaft Österreichs", sagte Sportdirektor Fredy Bickel. "Wir hatten zu großen Respekt und haben erst in der zweiten Hälfte so gespielt, dass man eventuell noch einen Punkt holen kann."

Salzburg mit makelloser Bilanz

Der Titelverteidiger thront mit makelloser Bilanz an der Spitze. Die Bullen egalisierten mit dem achten Sieg in Folge auch Rapids Ligastartrekord aus der Saison 1987/88. "Es ist die Teamfähigkeit der Mannschaft, die große Leistungsbereitschaft, immer hungrig und gierig zu bleiben", verriet Trainer Marco Rose. "Und man merkt bei jedem Spieler die große Freude am Kicken."

Stefan Lainer hat als Sohn des ehemaligen Rapid-Spielers Leo Lainer sogar einen familiären Bezug zum Rekord. "Mein Vater hat mich noch gestern daran erinnert, denn er war damals mit Rapid dabei. Zumindest da habe ich ihn einmal eingestellt." Am kommenden Samstag könnte der Sohn in Wolfsberg innerfamiliär zum alleinigen Rekordhalter aufsteigen. "Wir wollen so weitermachen und arbeiten Tag für Tag daran", sagte Innenverteidiger Marin Pongracic, einer der Shootingstars in dieser Saison. "Man gewinnt nicht umsonst acht Spiele. Wir sind ganz einfach überzeugt von uns."

Djuricin hatte zuvor die große Rotation ausgerufen, nur drei Spieler der siegreichen Elf vom Spiel gegen Spartak Moskau blieben übrig. Vom Offensivquartett Murg, Deni Alar, Christoph Knasmüllner und Andrei Ivan stand kein einziger in der Startelf, Goalie Richard Strebinger war gleich überhaupt nicht im Kader. "Ich bin den Spielern gegenüber verantwortlich und habe die frischesten gebracht", erkärte Djuricin, das Cup-Duell gegen Mattersburg am Mittwoch wohl bereits mitgedacht. "Ich hätte es immer so gemacht."

Salzburger Ärger über Schlussphase

"Defensiv waren wir brav, aber offensiv war es zu wenig", resümierte Murg, der nach der Halbzeitpause auflief und ein belebender Faktor war. Maximilian Hofmann präzisierte: "In der ersten Hälfte sind wir nur nachgelaufen. Auch bedingt durch die Umstellungen, denn die Automatismen haben dadurch nicht so gegriffen." Der Verteidiger spielte durch – und machte es mit seinem Kopfballtor zum 1:2 in der vorletzten Minute noch einmal spannend.

Salzburgs Sieg wackelte, was Lainer zu mahnenden Worten anregte: "Es muss nicht sein, dass wir bei 2:0 mit acht Mann nach vorne gehen. Auch bei den Standards müssen wir eine bessere Zuordnung finden." Rose ärgerte sich ebenfalls über die Schlussphase. "Denn es wird nicht dem gerecht, was die Jungs vorher gespielt haben. Das passiert nicht zum ersten Mal und kann auch nach hinten losgehen – wie wir schon erlebt haben. Es gilt, daran zu arbeiten."

Dass es überhaupt noch knapp werden konnte, lag am exzellenten Strebinger-Vertreter Tobias Knoflach, der gleich einige Großchancen zunichtemachte. "Er hat uns über 90 Minuten im Spiel gehalten", sagte Djuricin über den 24-Jährigen. Schwab wollte – wohl die letzten Spielminuten vor Augen – in einer ersten Reaktion "nichts Großartiges" von Salzburg gesehen haben. "Wir hätten uns heute einen Punkt verdient gehabt. Leider stehen wir wieder mit leeren Händen da." (APA, 24.9.2018)