Zwei Jahre ist es her, dass US-Singer-Songwriter Tom Waits auf einer neuen Studioaufnahme zu hören war. Sein letztes Studioalbum "Bad As Me" liegt sogar sieben Jahre zurück. Nun lässt er mit seiner Version des italienischen Partisanenlieds "Bella Ciao" aufhorchen. Zu finden ist Waits' Einspielung auf "Goodbye Beautiful. Songs of Resistance 1942–2018", einer Sammlung traditioneller und neuer Protestsongs des New Yorker Gitarristen Marc Ribot.

Marc Ribot und Tom Waits mit ihrer Version von "Bella Ciao". Das Video steuerte Jem Cohen bei.
ANTI- Records

"Bella Ciao" ist seit Jahren ein Fixpunkt in den Konzerten von Ribot, der den Sound seines einstigen Arbeitgebers Tom Waits ab Mitte der 80er-Jahre wesentlich mitprägte. Das in viele Sprachen übersetzte Lied entwickelte sich zu einer Hymne antifaschistischer und linker Bewegungen. Für die Version von Waits und Ribot hat der US-amerikanische Filmemacher Jem Cohen ("Empires of Tin", "Museum Hours") Szenen einer Anti-Trump-Demonstration in Washington, D.C., zusammengeschnitten.

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Tom Waits 2011 bei einer Performance anlässlich seiner Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame. Im Hintergrund: Gitarrist Marc Ribot, der Waits für sein neues Album "Songs of Resistance 1942–2018" ins Studio geholt hat.
Foto: AP/Evan Agostini

Waits ist nur einer der prominenten Gäste auf Ribots Album, auf dem unter anderen auch Steve Earle, Meshell Ndegeocello, Sam Amidon und Tift Merritt mitwirken. Die Auswahl der Songs reicht von mexikanischen Protestballaden über Songs der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung bis zu eigens für das Projekt verfassten Songs. In "Srinivas" erzählt Ribot etwa die Geschichte des Sikh-Immigranten Srinivas Kuchibhotla, der im Februar 2017 von einem US-Amerikaner für einen Muslimen gehalten und aus rassistischen Gründen ermordet wurde.

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Ribot, als Begleiter von Größen aller Genres wie Elvis Costello, John Zorn, Marianne Faithfull, Robert Plant oder Solomon Burke bekannt, setzt damit den mit seinem Bandprojekt Ceramic Dog eingeschlagenen Protestkurs gegen das Amerika von Donald Trump fort. Beginnend mit der Occupy-Bewegung sei ihm aufgefallen, "dass zwar alle ihre Kopfhörer aufhatten, es aber keinen einzigen Song gab, den die Leute zusammen singen konnten", so Ribot in einem STANDARD-Gespräch im Frühjahr. Ribot auf die Frage, ob wir mehr Protestsongs brauchen: "Ich weiß nicht, ob wir viele brauchen, aber wir brauchen zumindest ein paar." (glicka, 18.9.2018)