Luftaufnahme des Sunspot Solar Observatory. Das Hauptteleskop ist auf Beobachtungen der Sonnenatmosphäre spezialisiert.

Foto: National Solar Observatory/NSF

Nach der großen Aufregung um die Vorgänge auf dem Areal eines Sonnenobservatoriums in New Mexico gibt es nun eine Entwarnung – und eine Erklärung. Die Evakuierung des Sunspot Solar Observatory in den Sacramento Mountains sei zu Ende, die Arbeit werde mit 17. September wieder aufgenommen, teilte die Association of Universities for Research in Astronomy (AURA) mit, der das Observatorium angehört. Hintergrund der Aktion seien "kriminelle Aktivitäten" in der Region und eine potenzielle Gefährdung durch einen Verdächtigen gewesen.

Die plötzliche Räumung des Observatoriums und vor allem die Geheimniskrämerei rund um die Vorgänge hatten vergangene Woche für enormes mediales Interesse gesorgt und zahlreiche Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen: Die Tatsache, dass die US-Bundesbehörde FBI das Areal kurzfristig räumte und weder der Direktor des Observatoriums noch der zuständige Sheriff über den Grund informiert wurden, lies wilde Gerüchte sprießen.

Ufo-Abstürze und militärische Tests

Während im Netz bald Videos kursierten, die Verbindungen zu dem knapp 200 Kilometer entfernten Ort Roswell herstellten, der Ufologen als Ground Zero für Alien-Vertuschungen durch die US-Regierung gilt, gab es auch realistischere Ideen: Auf dem nahe gelegenen militärischen Gelände White Sands Missile Range werden Raketen- und Drohnentechnologien der US-Armee getestet – womöglich stehe die Evakuierung mit einem solchen Testflug in Zusammenhang, so die Vermutung.

Nun teilte die AURA in einer Aussendung mit, dass der Hintergrund ein ganz anderer sei: Kriminelle Aktivitäten in der Region hätten Grund zur Annahme gegeben, dass ein Verdächtiger eine Gefahr für die Sicherheit der Mitarbeiter des Observatoriums darstellen könnte. "Aus diesem Grund haben wir die Einrichtung vorübergehend geräumt und die wissenschaftliche Arbeit unterbrochen", heißt es in der Aussendung.

Schutz des Personals

Inzwischen bestehe kein Risiko mehr für das Personal, das Observatorium werde daher wieder geöffnet. Angesichts der teils haarsträubenden Theorien, die die Evakuierung und vor allem das beharrliche Stillschweigen über die Hintergründe begünstigte, übte sich die AURA auch ein bisschen in Selbstkritik: "Wir haben erkannt, dass die mangelnde Kommunikation während der Räumung der Anlage für manche beängstigend und frustrierend war. Unser Anliegen war es jedoch, die Ermittlungen der Behörden zu keinem Zeitpunkt zu gefährden."

Für das Observatorium dürfte der ganze Medienrummel jedenfalls auch etwas Gutes haben: Man rechne mit einem starken Anstieg der Besucherzahlen und habe vorsorglich eine Sicherheitsfirma beauftragt, das Gelände zu bewachen. Das ist vielleicht auch angesichts möglicher Aufdeckungsversuche verschwörungsaffiner Ufologen, die an die irdische Lösung des Rätsel nicht glauben wollen, keine schlechte Idee. (dare, 17.9.2018)