Hamilton und dann lange nichts.

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Siegerpose.

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Singapur – Lewis Hamilton hat am Sonntag den Großen Preis der Formel 1 von Singapur gewonnen und einen großen Schritt Richtung fünftem WM-Titel gemacht. Der 33-jährige Brite auf Mercedes setzte sich auf dem Marina Bay Street Circuit souverän vor Red-Bull-Pilot Max Verstappen und seinem Titelrivalen Sebastian Vettel im Ferrari durch.

Mit dem 69. Formel-1-Sieg seiner Karriere und seinem siebenten der Saison baute Hamilton seinen Vorsprung in der Fahrerwertung auf Vettel um zehn weitere Zähler auf 40 Punkte aus.

Ein eklatanter Fehler des Ferrari-Kommandostandes brachte die Italiener um die Chance auf den Erfolg. Ein zu früher Boxenstopp und die falsche Reifenwahl warfen Vettel zurück – es waren nicht die ersten schlechten Entscheidungen der Scuderia im diesjährigen WM-Duell mit Mercedes.

"Es kam mir vor wie das längste Rennen in meinem Leben, es war ganz hart. Bei uns hat alles funktioniert", sagte Hamilton. Vettel dagegen erklärte: "Wir waren nicht schnell genug im Rennen. Wir wollten aggressiv sein, aber das hat nicht geklappt. Ich habe vor dem Wochenende gesagt: Wir können nur uns selber schlagen – und wir haben hier nicht alles gezeigt, was wir können."

Glänzender Champion

Titelverteidiger Hamilton war einmal mehr unerreichbar. Auf der vermeintlichen Ferrari-Strecke in Südostasien und gegen den bisherigen Singapur-Rekordsieger Vettel legte der Engländer ein weltmeisterliches Wochenende hin und pilotierte von der überlegen herausgefahrenen Pole Position zum hochverdienten Erfolg.

Ferraris Status als Topfavorit auf dem Stadtkurs hatte Hamilton schon im Qualifying geradezu zertrümmert – er benötigte dafür 1:36,015 Minuten. Mit der mit Abstand schnellsten Runde, die jemals auf dem Marina Bay Street Circuit gedreht wurde, raste er zur Pole Position und stellte die allgemeinen Erwartungen an dieses Rennen auf den Kopf.

Vettel stand von Startplatz drei hinter Verstappen damit unter Druck, er musste im Leitplankengewirr Terrain gutmachen, durfte aber auch keinen Ausfall riskieren. Als die roten Lichter ausgingen, setzte sich der Deutsche schon in der ersten Kurve neben Verstappen, steckte aber zurück, um eine Kollision zu verhindern.

Die nächste Chance bot sich gleich auf der anschließenden Vollgaspassage, und Vettel ging aus dem Windschatten vorbei. Dann wurde das Rennen zunächst neutralisiert, ein Fauxpas zwischen den Teamrivalen Esteban Ocon und Sergio Perez (Racing Point Force India), der ersteren in die Mauer schickte, machte ausführliche Aufräumarbeiten notwendig.

Der Restart brachte keine Veränderung, Hamilton hielt die Führung, nun wurde das Rennen zum zähen Poker: Der Weltmeister konnte das Tempo kontrollieren, Vettel und dahinter auch Verstappen scheuten den Angriff auf den jeweiligen Vordermann, um die empfindlichen Hypersoft-Reifen nicht früh zu ruinieren.

Ferrari zuckt

Und in diesem Poker verlor die Ferrari-Box die Nerven. Vettel wurde in der 15. Runde als erster der Top-Piloten zum Reifenwechsel gerufen und bekam überraschend nicht die härteste verfügbare Mischung aufgezogen. Zudem kam Vettel nicht mit vollständig freier Fahrt zurück auf die Strecke, lief bald auf Perez auf. Damit konnten Hamilton und sogar Verstappen, die in kurzer Folge ebenfalls stoppten, vorbeiziehen.

Das Rennen war damit gelaufen, nur unvorhersehbare Zwischenfälle hätten Vettel jetzt noch gute Karten in die Hand geben können. Im letzten Renndrittel geriet Hamilton an der Spitze bei Überrundungen in den Verkehr, verlor Zeit und beschwerte sich über das "lächerliche" Verhalten der Hinterbänkler. Doch das wurde zu keinem entscheidender Nachteil für den Engländer.

Verstappen konnte ihn nicht mehr angreifen, und dahinter fiel Vettel immer weiter zurück: Er musste seinen Ferrari geradezu um den Kurs streicheln, um auf den stark beanspruchten Reifen irgendwie den zweiten Boxenstopp zu vermeiden. (sid, 16.9. 2018)