Der Druck auf VW erhöht sich im Abgasskandal.

Foto: APA/JOHN MACDOUGALL

Wolfsburg/Wien – Wenige Tage vor einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) zu den zivilrechtlichen Sammelklagen gegen VW macht der Verein für Konsumenteninformation (VKI) wegen des Abgasskandals auch an der strafrechtlichen Front mobil. Zu den 5.000 Privatbeteiligten, die sich dem Verfahren angeschlossen haben, seien in den vergangenen Monaten 2.000 weitere dazu gekommen.

"Mit diesen weiteren Anschlüssen liegt der größte Massenschaden mit strafrechtlichem Bezug der Zweiten Republik vor", teilte der VKI am Mittwoch in einer Aussendung mit. Die Konsumentenschützer begrüßen ausdrücklich dass auch die strafrechtlichen Ermittlungen gegen VW-Manager ausgeweitet wurden.

"Die WKStA (Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, Anm.) hat nun im August 2018 die Ermittlungstätigkeit auf mögliche Straftaten von Mitarbeitern des VW Konzerns im Zeitraum 2008 bis 2015 ausgedehnt. Die Entscheidung, ob die Staatsanwaltschaft auch Ermittlungen zu Entscheidungsträgern von VW durchführt, ist hingegen noch offen", so der VKI.

Deutsche Verbraucherschützer mischen mit

Und auch die deutschen Verbraucherschützer machen mobil. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der ÖAMTC-Schwesternclub ADAC kündigten am Mittwoch in Berlin an, zum 1. November eine sogenannte Musterfeststellungsklage beim Oberlandesgericht Braunschweig einzureichen. Die Klage soll sich gegen Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Audi, Skoda und Seat mit Dieselmotoren des Typs EA 189 richten. Ziel ist die Feststellung, "dass Volkswagen mit der Software-Manipulation Kunden vorsätzlich sittenwidrig geschädigt und betrogen hat und betroffenen Käufern Schadensersatz schuldigt".

Beim ÖAMTC hieß es auf APA-Anfrage, dass es in Österreich diese Form der Musterfeststellungsklage nicht gibt. Rechtliche Schritte des Clubs gegen VW sind daher nicht anhängig und auch nicht geplant. Es gelte weiterhin der Hinweis, dass man geschädigten VW-Besitzern von Klagen abrät, es sei denn der Betroffene ist rechtsschutzversichert. Der Haken für Privatkläger sei, dass es schwer sein werde, einen Schaden nachzuweisen, hieß es zur APA.

Bereits gestern hatte es schlechte Nachrichten für den Wolfsburger Autobauer gegeben. Nachdem der Konzern von Aktionären, also Miteigentümern, wegen dessen Informationspolitik verklagt wurde, meinte gestern im milliardenschweren deutschen Anleger-Schadenersatzprozess Richter Christian Jäde, der frühere Konzernchef Martin Winterkorn habe den Sachverhalt nicht ausreichend aufgeklärt und darüber informiert, nachdem er beim sogenannten "Schadenstisch"-Termin im Juli 2015 von den technischen Veränderungen zur Abgasmanipulation in den USA erfahren habe.

VW kündigt Absatzrückgange an

Volkswagen hat den Absatz unterdessen dank Rabatten vor der Einführung schärferer Abgasregeln in Europa im August abermals kräftig gesteigert. Für September kündigte die Marke VW am Mittwoch allerdings einen deutlichen Rückgang an, weil die Umstellung auf die neuen Abgastests Probleme bereite.

Auch der Start in den Oktober werde deshalb noch verhalten ausfallen, erklärte Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann. Im November und Dezember rechne VW dann wieder mit einer starken Entwicklung.

Auslieferungen stiegen um ein Viertel

Im August kletterten die Auslieferungen der Hauptmarke in Westeuropa um mehr als ein Viertel auf rund 108.000 Fahrzeuge. Grund waren – wie in den vorangegangenen Monaten – Preisabschläge für Fahrzeuge mit dem alten Teststandard NEFZ. Seit dem 1. September dürfen in Europa nur noch Fahrzeuge verkauft werden, die nach den neuen WLTP-Regeln zugelassen wurden. Bei Volkswagen sorgt die Umstellung für erhebliche Verzögerungen. Tausende Fahrzeuge, die das neue Prüfsiegel noch nicht haben, müssen zwischengeparkt werden.

Weltweit lieferte VW im August 513.300 Fahrzeuge aus, 3,7 Prozent mehr als vor Jahresfrist. In den ersten acht Monaten rollten 4,1 Millionen Wagen zu den Kunden, plus 6,2 Prozent. (APA, Reuters, 12.9.2018)