Wien/Berlin – Nach Ansicht von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wären "Vorfälle wie in Chemnitz" in Österreich "nicht denkbar". Die deutsche Geschichte sei eine "völlig andere", sagte Kurz in einem Interview mit dem deutschen Magazin "Spiegel". In der ostdeutschen Stadt kam es zuletzt mehrfach zu teils rechtsextremen Aufmärschen und Gewaltakten.

Auf den Vorwurf, warum er bei Entgleisungen seines Koalitionspartners FPÖ – wie etwa die Alkoholvorwürfe gegen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker – kein Machtwort spreche, antwortete Kurz: "Ich bin Bundeskanzler und kein Chefkommentator." Gleichzeitig kritisierter er "unnötige verbale Entgleisungen"- allerdings nicht von rechter, sonder von linker Seite.

"Nicht im rechten Eck"

Kurz verwahrte sich auch gegen Kritik an seinem Sprachgebrauch und seinen Positionen zur Flüchtlingspolitik. "Ich stelle mich gern einer inhaltlichen Diskussion, aber ich lasse mich und Österreich nicht in die rechte Ecke drängen", sagt Kurz.

Den Eindruck, dass er im deutschen Flüchtlingsstreit aufseiten der CSU gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) agiert hatte, will Kurz nicht gelten lassen: "Ich stehe auf keiner Seite, sondern ich versuche, das zu tun, was ich für richtig erachte."

Dass ihn viele Kritiker der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin in der innerdeutschen Debatte als "Kronzeugen" anführen, beeinträchtige sein gutes Verhältnis zu Merkel nicht. "Die deutsche Politikerin, mit der ich den meisten Kontakt habe, ist Angela Merkel", erklärt der Bundeskanzler und fügte hinzu: "In der Masse der Themen haben wir sehr ähnliche Ansichten, sogar in der Migrationsfrage gibt es mittlerweile weit mehr Übereinstimmung als Streit." (APA, 8.9.2018)